2021-06-10

Nachhaltig – zirkulär - digital: Die resiliente Stadt der Zukunft

Parlamentarische Frühstücksreihe „DINalog“ am 10.06.2021

Im DINalog: Die Impulsredner Joachim Schonowski, msg systems AG, Klaus Illigmann, Landeshauptstadt München, René Lindner, DIN e. V. sowie die Moderatorin Sibylle Gabler, DIN e. V.

Städte und Kommunen stehen vor der großen Herausforderung einer umfassenden (digitalen) Transformation. Klimawandel, Mobilitätswende oder auch Digitalisierung sind Schlagworte, die den aktuellen Handlungsbedarf deutlich machen. Die Corona-Pandemie hat diesen nochmals deutlich hervorgehoben. Die Transformation betrifft dabei nicht nur die Kommunen und ihre Bewohner, sondern auch Politik, Verwaltung, Industrie, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Alle gemeinsam müssen neue Strategien sowie Lebens- und Geschäftsmodelle entwickeln.

Welche politischen Handlungsempfehlungen gibt das neue Impulspapier „Technologie und Mensch in der Kommune von morgen“ des DIN Smart Cities Standards Forums (SCSF)? Wie schafft die intelligente Kommune den Spagat zwischen Digitalisierung, Resilienz und Nachhaltigkeit? Und was für Standardisierungsbedarfe ergeben sich daraus für die Zukunft? Dies und mehr diskutierten die Vorsitzenden des SCSF und Autoren des Impulspapiers mit Vertretern der Politik im „DINalog“ am 10. Juni 2021 unter Moderation von Sibylle Gabler, Leiterin Regierungsbeziehungen, DIN e. V.

„Die Corona-Krise hat schonungslos die Probleme der fehlenden Digitalisierung aufgezeigt“, so Klaus Illigmann, Abteilungsleiter Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Landeshauptstadt München. Es fehle an IT-systemischen Handlungsanforderungen und neuer Instrumente für mehr Datensouveränität, um die Leistungsfähigkeit der Kommunen hochzuschrauben. „Die Standardisierung muss den Blickwinkel stärker auf nachhaltige kommunale Digitalisierung setzen“, forderte Illigmann. Es brauche eine nachhaltige kommunale Digitalisierungsstrategie, eine Qualitäts- und Erfolgsprüfung digitaler Maßnahmen sowie einen IT-Öko-System Anforderungskatalog digitaler Systeme einer intelligenten Kommune. Es gebe bereits eine hohe Anzahl von Lösungen, für die es Schnittstellen für mehr Kompatibilität bedarf.

„Nachhaltigkeit wird oft verkürzt auf Ökologie und Ressourceneffizienz bezogen, muss jedoch auch die Themen Ökonomie, Technologie und Soziales gleichwertig mitbetrachten“ so Joachim Schonowski, Principal Business Consultant Smart Sustainable Cities, msg systems AG. Um eine Transformation der Gesellschaft weg von einer lineareren Ökonomie hin zu einer Kreislaufökonomie zu erreichen, brauche es Standards für eine zirkuläre, nachhaltige Kommune sowie Indikatoren und Wirksamkeitsmessung für kommunale zirkuläre Wertschöpfung. „Es bedarf nachhaltiger Technologien, die die soft- und hardwarebedingten Ressourcenverbräuche reflektieren und Standardisierung und Interoperabilität sicherstellen“, unterstrich Schonowski. Ein Datenaustausch zwischen Kommunen und Systemen müsse einfach und schnell möglich sein. Hierzu brauche es z. B. Datenplattformen und digitale Zwillinge, Datenökonomie und Datenaustauschformate.

„Es muss mehr Bewusstsein für Resilienz und resiliente Strukturen geschaffen werden“, so René Lindner, Leiter Smart City Standards Forum, DIN e.V. Dazu brauche es z. B. eine widerstandsfähige öffentliche Dateninfrastruktur, sowie agile Prozesse und Strukturen in der kommunalen Verwaltung. Ebenso wesentlich seien auch Freiräume für eine höhere Lebensqualität, das sogenannte „Stadtgrün“. Standards spielten dabei eine wesentliche Rolle, u. a. im Rahmen von Resilienz-Messungen für technische und digitale Infrastrukturen, Regelungen des rechtssicheren Datenaustausches zwischen Kommunen sowie Stress-Tests von technischen und digitalen Infrastrukturen. Für Europa essentiell sei auch der Bedarf nach einer unabhängigen und sicheren Videokommunikationsplattform. Anhand der starken Mitwirkung der Kommunen bei der Erstellung des Impulspapiers des SCSF sowie bei den vorgelagerten Workshops habe sich die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs gezeigt.

Im Rahmen der Diskussion mit Vertretern der Politik waren sich die Teilnehmer einig, dass für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit das Silo-Denken in den Kommunen zum Querschnittsthema Smart Cities aufgebrochen werden muss und sich die Akteure stärker miteinander vernetzen sollten, z. B. über Gremien wie das SCSF. Die zahlreich vorhandenen Handlungsvorschläge müssten nun konzertiert in die Tat umgesetzt werden. Standardisierung sei dabei ein wesentliches Instrument, das auch im Bereich Smart Cities frühzeitig mitgedacht werden müsse, um die Umsetzung zu unterstützen. Über die Standardisierungsorganisationen müsse die deutsche Expertise verstärkt in die europäische und internationale Normung eingebracht und der deutschen Stimme mehr Gewicht verliehen werden. Wünschenswert sei eine stärkere Beteiligung der Ministerien, um Impulspapiere zu spiegeln und gemeinsam in eine abgestimmte Richtung zu gehen. In Ausschreibungen und Förderprojekten solle z. B. auf die bereits bestehende DIN SPEC Reihe 913X7 zu Smart Cities Bezug genommen werden.

Das neu erschienene Impulspapier des SCSF bildet die Basis für neue Standardisierungsaktivitäten, die noch in diesem Jahr starten sollen. So wird z. B. aktuell an einer neuen DIN SPEC zu Digitalen Systemen für das Quartiersmanagement (DIN SPEC 91397) gearbeitet.

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