Bestimmung von Spurenchemikalien in absorbierenden Hygieneprodukten
CEN Workshop Agreement CWA 18062:2023 veröffentlicht
Seit rund 7 Jahren wird in Europa eine Debatte über Spurenchemikalien in absorbierenden Hygieneprodukten (AHPs) geführt. Ausgelöst durch in Verbraucherzeitschriften veröffentlichte Artikel, welche sicherheitsrelevante Fragen bei der Benutzung solcher Produkte aufwarfen, wurde an die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) ein Vorschlag herangetragen, die Verwendung von Chemikalien in absorbierenden Hygieneprodukten einzuschränken. Bei diesem Prozess kam man in 2022 zu dem Schluss, dass die Risiken nicht eindeutig nachgewiesen werden können, jedoch ein dringender Bedarf an einem vereinheitlichten Prüf- und Analyseverfahren besteht, das verlässliche und genaue Testergebnisse liefert.
Es gibt bereits zahlreiche Prüf- und Analyseverfahren, bei denen absorbierende Hygieneprodukte mit organischen Lösungsmitteln extrahiert werden, um den Gehalt an Spurenchemikalien zu bestimmen. Allerdings spiegeln organische Lösungsmittel nicht die tatsächliche Produktverwendung wider, da die relevanten biologischen Flüssigkeiten, die mit absorbierenden Hygieneprodukten in Kontakt kommen, ausschließlich auf Wasser basieren. Zudem fehlt bislang ein Verfahren, das gleichermaßen einfach für Labore zu handhaben, validiert (wiederholbar und reproduzierbar) ist und verbraucherrelevante Aspekte widerspiegelt.
Im Jahr 2018 begannen daher Mitglieder des Verbands EDANA (European Disposables and Nonwovens Association) mit der Arbeit an einem derartigen Verfahren. Herzstück des Programms war der CODEX™, der eine Liste vereinbarter Stoffe enthält und die Grenzwerte und Prüfverfahren festlegt, die für diese Stoffe entwickelt wurden. Die erste Version des Verfahrens wurde 2020 veröffentlicht und konzentrierte sich zunächst auf Babywindeln. Im Jahr 2022 wurde es um Menstruationsprodukte erweitert.
Um das Verfahren auch branchenfremden Interessengruppen zugänglich zu machen, beantragte EDANA beim Europäischen Komitee für Normung (CEN) die Entwicklung und Veröffentlichung eines CEN Workshop Agreements (CWA). Diesem Antrag wurde stattgegeben, so dass das von EDANA ausgearbeitete Prüfverfahren beginnend im Frühjahr 2023 unter Einbeziehung weiterer interessierter Kreise überprüft, weiter angepasst und vervollständigt werden konnte. So wurde u. a. die Produktpalette um Inkontinenzprodukte für Erwachsene erweitert. Die unter DIN-Sekretariatsführung durchgeführten Arbeiten konnten im November 2023 zum Abschluss gebracht und das Ergebnis zur Veröffentlichung durch CEN freigegeben werden.
Das Dokument CWA 18062:2023 „Bestimmung von Spurenchemikalien, die aus absorbierenden Hygieneprodukten (AHPs) extrahiert werden, unter Verwendung von simuliertem Urin/Menstruationsflüssigkeit“ soll von Herstellern absorbierender Hygieneprodukte, Behörden, Einzelhändlern, und anderen Interessengruppen wie Nichtregierungs- und Verbraucherorganisationen, verwendet werden, um das vorgeschlagene einheitliche Prüfverfahren auf dem europäischen Markt zu etablieren.