Modell der R-Strategien

Circular Thinking in Standards

Alle R-Strategien haben zum Ziel, den Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu reduzieren, sowie die Kreislaufführung von Materialien zu unterstützen. Sie systematisieren verschiedene Verwertungsstrategien in einer Hierarchie, ergänzen sich gegenseitig und koexistieren. Diese werden als Kerngerüst der Transformation hin zur zirkulären Wertschöpfung angesehen. 

Funktionen von Normung zur Unterstützung der R-Strategien

Traditionell bestanden die wesentlichen Ziele von Normen darin, Funktionalität, Sicherheit, Qualität und Kompatibilität von Produkten und Dienstleistungen sicherzustellen. Durch eine Konzentration auf Ressourcenschonung, Produktlebenszeitverlängerung, Wert- und Qualitätserhaltung sowie Abfallvermeidung, können Normen dazu beitragen, diesen Aspekten ein weit höheres Gewicht zu geben, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Normen können diese Ziele unterstützen
bspw. Normen zu Themen, wie:

  • Umweltgerechter Produktgestaltung (environmental conscious design, Design 4 Circularity) für alle Produktgruppen und Ressourcen (nicht nur Energie)
  • Modularer Designprinzipien für die Steigerung der Reparierbarkeit von Produkten
  • Reduktion von Produkt- und Materialvarianten (variety reduction) durch Konzentration auf Grundfunktionen von Produkten
  • Design 4 Circularity (z. B. Design 4 Repair, „Remanufacturing“ und „Recycling“)
  • Qualitätsklassen von Rezyklaten (unterstützt durch entsprechende Prüfverfahren)
  • Minimierung des Einsatzes oder völlige Ersetzung toxischer Substanzen
  • Entwicklung Digitaler Produktpässe mit Material- und Produktinformationen
  • Digitaler Plattformen, auf denen Informationen zu Materialien, Teilen und Produkten und zu deren Verfügbarkeit gespeichert werden

Als generelles Prinzip sollte in der Normenerarbeitung vermieden werden, Anforderungen in einer Weise festzulegen, die sinnvolle R-Strategien in späteren Phasen des Produktlebenszyklus einschränken oder behindern. Durch die Integration von Prinzipien der Circular Economy in betriebliche Geschäftsmodelle und Managementsysteme und die systematische Anwendung von Normen mit Indikatoren, Bewertungsmethoden und technischen Verfahren, die die Circular Economy unterstützen, können Normen und Standards dazu beitragen, schrittweise eine Transformation von Unternehmensprozessen und Netzwerken kooperierender Unternehmen zu einem höheren Grad an Zirkularität in Gang zu setzen.

Normenrecherche Circular Economy nach R-Strategien

Im Zuge der Erarbeitung der Normungsroadmap Circular Economy wurde von DIN, DKE und VDI eine umfassende Recherche zu bestehenden Normen und Standards durchgeführt, um den aktuellen Stand der Normungslandschaft in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft zu analysieren. Das Ziel war es, Fachleuten aus dem Bereich der Circular Economy eine praktische und thematisch sortierte Auswahl relevanter Normen bereitzustellen, um das kreislauforientierte Wirtschaften zu fördern. Insgesamt wurden 280 Regelwerke mit über 700.000 aktuellen Referenzen untersucht, wodurch die umfangreichste Normendatenbank der Welt entstanden ist.

Die im Zuge der Normenrecherche identifizierten Normen und Standards im Zusammenhang mit Circular Economy, wurden in der folgenden interaktiven Visualisierung thematisch nach den einzelnen R-Strategien geclustert.


Quelle Abbildung: Vgl. 9R-Framework der UNEP [United Nations Environment Programme (2019), www.unenvironment.org/circularity abgerufen am 27.09.2022, basierend auf Potting et al. (2017, p. 5) Circular.pdf ] (basierend auf Potting et al. (2017) [Denise Reike, Walter J.V. Vermeulen, Sjors Witjes (2017), The circular economy: New or Refurbished as CE 3.0? – Exploring Controversies in the Conceptualization of the Circular Economy through a Focus on History and Resource Value Retention Options,Resources, Conservation and Recycling, Volume 135, 2018 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921344917302756?via%3Dihub])