Standardisierter Einsatz von BIM unterstützt nachhaltiges Bauen

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Der Bausektor zählt zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen und ist für etwa 50% der gesamten Rohstoffgewinnung in der EU verantwortlich. Bei diesen handelt es sich aktuell überwiegend um primäre Rohstoffe und darüber hinaus entfallen über 35% des gesamten Abfallaufkommens in der EU ebenfalls auf die Baubranche.

Bisherige Maßnahmen im Bauwesen zielen jedoch häufig auf eine Optimierung der Energieeffizienz unter dem maßgeblichen Einsatz erneuerbarer Energien ab. Und auch hier werden fast ausschließlich die während des Betriebs entstehenden Emissionen beachtet.

Durch eine höhere Datentransparenz bereits in der Planung können sogar klimaschutzrelevante Daten, wie die der verbauten Materialien, entlang des kompletten Lebenszyklus von Errichtung, über Betrieb bis Rückbau berücksichtigt werden. Daraus können dann schon bevor das Bauwerk errichtet wird, realitätsnahe CO2- und Ökobilanzen abgeleitet werden.

Das gelingt jedoch nur mit entsprechenden Daten und digitalen Prozessen. Einen praxisnahen Ansatz bietet die Methode Building Information Management oder kurz: BIM. BIM ermöglicht es, den Lebenszyklus eines Gebäudes in einem 3D-Modell digital abzubilden und dort dafür notwendige Daten zentral zu hinterlegen.

Das können nicht nur Informationen zur Energieeffizienz der Gebäudeausrüstung sein, sondern auch Daten zu den verwendeten Baustoffen und wie viel CO2 darin gebunden ist. Auf dieser Basis lassen sich Aussagen zur Energieeffizienz von Gebäuden treffen, Gebäuderessourcenpässe und Ökobilanzen erstellen, die dem „Greenwashing“ entgegenstehen.

Die aus verschiedenen Modellen entstammenden Informationen müssen zunächst jedoch verknüpft werden. Möglich wird dies nur im sogenannten Open BIM-Ansatz. Denn nur mit offenen Datenaustauschformaten können die unterschiedlich eingesetzten Modellierungs- und Planungstools kompatibel interagieren.

Allerdings müssen diese Daten digital und einheitlich vorliegen, um frei für verschiedene BIM-Anwendungen genutzt werden zu können. Eine Voraussetzung dafür sind Normen und Standards. Denn es müssen nicht nur Anforderungen für Nachhaltigkeit im Bau an sich definiert werden, auch die Architektur von Schnittstellen und die Struktur der standardisierten Gebäudedaten muss festgelegt werden.

Demnächst veröffentlicht wird hierzu die vierteilige DIN 18290, die Anforderungen an einen verlinkten BIM-Datenaustausch von mehreren Fachmodellen, zum Beispiel Bauwerksmodelle, Leistungsverzeichnisse und Kostenermittlungen definiert. Diese werden dabei über eindeutig referenzierbare Elemente durch eine sogenannte Multimodellmethode miteinander verbunden.

Die erst kürzlich veröffentlichte und frei verfügbare DIN SPEC 91474 legt darüber hinaus ein Datenformat für den organisations- und branchenübergreifenden Informationsaustausch verschiedener Akteure der Bauproduktlieferkette fest. Dies bietet die Möglichkeit eine Ökobilanz von Bauteilen, Komponenten und Produkten einheitlich zu errechnen und weiterzugeben.

Seit 2019 leistet DIN mit der DIN BIM Cloud – einer offenen Online-Bibliothek für Merkmale von BIM-Objekten – einen wichtigen Beitrag zur einfachen Anwendung von BIM. Anwendern wird hier durch standardisierte Datensätze und insbesondere eindeutigen Beschreibungen von Attributen und Merkmalen die einfache Anwendung der BIM-Methode ermöglicht.

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