Beuth-Denkmünze an Professor Dr. Michael Bülte

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Nach dem Studium der Chemie in Münster und der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin erlangte Professor Bülte seine Promotion und Habilitation im Institut für Lebensmittelhygiene, Fleischhygiene und -technologie der Freien Universität Berlin. Von 1987 bis 1993 war er als Akademischer Mitarbeiter und Privatdozent im Institut für Fleischhygiene und Mitglied des Fachbeirats der Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin tätig. Seit 1995 hat er eine Professur im Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde der Justus-Liebig-Universität Gießen inne und ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde der Justus-Liebig-Universität Gießen. Schwerpunkte seiner Forschung sind die Entwicklung molekularbiologischer Verfahren zum Nachweis von gesundheitlich bedenklichen Mikroorganismen und von BSE-Risikomaterial in Lebensmitteln.

Seine Tätigkeit in der Normung begann Professor Bülte im Jahre 1988 als Mitarbeiter des Arbeitsausschusses "Veterinärmedizinische Fleischuntersuchung" im Normenausschuss Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte (NAL) im DIN. Im Jahre 1994 wurde er zum Obmann dieses Arbeitsausschusses gewählt. Auf seine Initiative hin wurde 1997 der Arbeitsausschuss "Polymerase Kettenreaktion zum Nachweis von Mikroorganismen" gebildet, dessen Obmannschaft er ebenfalls übernahm. Er war darüber hinaus seit 1994 Mitglied des Arbeitsausschusses "Mikrobielle Kontamination", in dem die europäischen Normungsaktivitäten zu mikrobiologischen Untersuchungsverfahren im Lebensmittelbereich gespiegelt wurden.

Die Arbeitsauschüsse "Mikrobielle Kontamination" und "Veterinärmedizinische Fleischuntersuchung" wurden 1999 in dem neuen Arbeitsausschuss "Mikrobiologische Lebensmitteluntersuchung einschließlich Schnellverfahren" zusammengeführt, und Professor Bülte wurde zum Obmann gewählt. Dieser Arbeitsausschuss bündelt die Sachkompetenzen aus der Untersuchung mikrobieller Kontamination von Lebensmitteln mit Blick auf die horizontale Ausrichtung des Methodenspektrums. Das Gremium spiegelt die umfangreichen Normungsaktivitäten zur mikrobiologischen Lebensmitteluntersuchung der europäischen und internationalen Technischen Komitees CEN/TC 275 "Lebensmittelanalytik - Horizontale Verfahren" und des ISO/TC 34/SC 9 " Mikrobiologie" wider. Darüber hinaus werden in diesem Arbeitsausschuss nationale Normen, die innovative Nachweisverfahren beinhalten, erarbeitet. Die Normungsaktivitäten zur mikrobiologischen Lebensmitteluntersuchung sind unmittelbar in die seit 2006 wirksame neue europäische Gesetzgebung zur Lebensmittelsicherheit, dem so genannten "Lebensmittelhygienepaket" und den Verordnungen über mikrobiologische Kriterien für Lebensmittel, über amtliche Lebens- und Futtermittelkontrollen und über Futtermittelhygiene eingebunden; was auch durch die Vergabe eines Normungsmandats der EU-Kommission an CEN zur Lebensmittelhygiene zum Ausdruck kommt.

In seiner Funktion als Obmann mehrerer Arbeitsausschüsse hat Professor Bülte durch umsichtige Verhandlungsführung und großes Verhandlungsgeschick zur Konsensbildung und einvernehmlichen Erarbeitung von Normen im Bereich der mikrobiologischen Analytik von Lebensmitteln beigetragen. Er genießt in Fachkreisen größte Wertschätzung und hohes Ansehen. Die ausgewogene Bildung des deutschen Standpunktes bei ungezählten Projekten hat er engagiert und beharrlich vertreten. Nicht zuletzt hatten auch die von ihm zusätzlich geleiteten Beratungen der Federführenden der 19 Projektgruppen und die Beratungen von zwei Arbeitskreisen des Arbeitsauschusses "Mikrobiologischen Lebensmitteluntersuchung einschließlich Schnellverfahren" zu höchst effektiver Meinungsbildung und Meinungsvertretung der deutschen Delegationen bei CEN und ISO beigetragen.

In den vielen Jahren seiner Normungstätigkeit initiierte Professor Bülte zahlreiche wichtige nationale, europäische und internationale Normungsvorhaben im Bereich der mikrobiellen Analytik von Lebensmitteln; was nunmehr die gesamte Erzeugerkette des Lebensmittels vom landwirtschaftlichen Produzenten bis zum Verbraucher betrifft (from farm to fork). Dieses insbesondere mit der Bewusstheit, dass die zur Verfügung stehenden Normen einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung der Lebensmittelinfektionen und -intoxikationen des Konsumenten leisten. Hier sei nur beispielhaft das von ihm geleitete Projekt zur Erarbeitung der Norm DIN EN ISO 16654 "Mikrobiologie von Lebensmitteln und Futtermitteln - Horizontales Verfahren für den Nachweis von Escherichia coli O157 (ISO 16654:2001); Deutsche Fassung EN ISO 16654:2001" genannt.

Ein herausragendes Verdienst von Professor Bülte ist die Einführung der innovativen und modernen Schnellmethoden bei der Normung in der mikrobiologischen Lebensmittelanalytik. Er hat frühzeitig erkannt, dass sich trotz der unumstrittenen Bedeutung der Normung von konventionellen Kulturverfahren in der Lebensmittelmikrobiologie neue Chancen durch Berücksichtigung der innovativen Techniken in der Analytik ergeben. Die unter seiner Federführung erarbeitete Norm DIN 10135 zum Nachweis von Salmonellen mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) war ein erster Meilenstein bei der Einführung innovativer molekularbiologischer Untersuchungsverfahren in dem von ihm verantworteten Bereich. Ein Beitrag über den unternehmerischen und gesamtgesellschaftlichen Nutzen der Norm DIN 10135 wurde im Jahre 2002 mit dem DIN-Preis (2. Platz) ausgezeichnet .

Es ist dem überdurchschnittlichen persönlichen Engagement und der Weitsicht von Professor Bülte zu verdanken, dass wichtige Weichenstellungen für die Berücksichtigung dieser innovativen Analytik in der europäischen und internationalen Normung zur Lebensmittelmikrobiologie erfolgten. Mit der neuen europäische Gesetzgebung zum gesundheitlichen Verbraucherschutz und zur Lebensmittelsicherheit und dem Normungsmandat an CEN stellt sich nun die Herausforderung der Einbeziehung der PCR- Techniken. Denn insbesondere mit diesen sind verschiedene pathogene Keime oder neue, von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gelistete Krankheitserreger nachzuweisen.

Professor Bülte hat in der Normung in dem Bewusstsein gewirkt, dass die globalisierte Produktion von Lebensmitteln neue Herausforderungen an alle in der gesamten Produktionskette beteiligten Unternehmen und überwachenden Institutionen stellt. Lebensmittelqualität, Lebensmittelsicherheit, Transparenz und Rückverfolgbarkeit erreichen eine neue Dimension. Harmonisierte nationale, aber insbesondere Internationale und Europäische Normen und die Berücksichtigung innovativer Analytik sind zur Überprüfung der Produktionsprozesse und zur Feststellung von Qualitätsmängel im Interesse des gesundheitlichen Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit unumgänglich.

In Gremien der betroffenen Fachkreise, wie z. B. in Fachgremien der Bundesregierung, des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) oder der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) hat Professor Bülte die Belange der Normung stets wirkungsvoll vertreten. Unter seiner Ägide wurden etwa 40 Normen erarbeitet und fanden rechtsrelevant Eingang in die Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach §64 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB). Durch sein Engagement hat er zur Finanzierung von Normungsarbeiten im Bereich der horizontalen Lebensmittelanalytik durch das BVL beigetragen.

Als Zeichen des Dankes und der Anerkennung für das langjährige Engagement, die Unterstützung und Förderung der Normung hat das DIN Deutsches Institut für Normung e. V. Herrn Professor Dr. Michael Bülte am 30. Juni 2010 die Beuth-Denkmünze verliehen.