NA 043

DIN-Normenausschuss Informationstechnik und Anwendungen (NIA)

2021-01-05

Überarbeitung der Buchstabiertafel in der DIN 5009

Der DIN-Arbeitsausschuss „Text- und Informationsverarbeitung für Büroanwendungen“ hat im Herbst 2020 mit der Überarbeitung der Norm DIN 5009 „Diktierregeln“ begonnen. Ein wichtiger Teil dieser Norm ist die sogenannte Buchstabiertafel, die 1983 als vormals „postamtliche Buchstabiertafel“ in der geltenden Fassung übernommen wurde.

Ein wichtiger Grund für die Überarbeitung der DIN 5009 war ein Hinweis des Staatsministeriums Baden-Württemberg, vertreten durch den Beauftragten der Landesregierung gegen Antisemitismus, Herrn Dr. Michael Blume, im Oktober 2019 zur Geschichte der Buchstabiertafel und der Streichung von jüdischen Vornamen während der Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Ende der NS-Zeit wurden einige dieser Veränderungen wieder rückgängig gemacht, allerdings nicht in Gänze. 

Der Ausschuss, in dem Experten z. B. aus den Bereichen Aus- und Weiterbildung, Versicherungswirtschaft und Postunternehmen vertreten sind, hatte daraufhin Herrn Dr. Blume eingeladen, sich an der Überarbeitung der Buchstabiertafel zu beteiligen.
 

Der Ausschuss hat im laufenden Überarbeitungsprozess den Vorschlag entwickelt, die bisherige deutsche Buchstabiertafel mit Vornamen aus grundsätzlichen Überlegungen heraus aufzugeben und durch eine Buchstabiertafel mit überwiegend deutschen Städtenamen zu ersetzen. Diese Entscheidung wurde getroffen, da es bei einer Aktualisierung der Buchstabiertafel mit Vornamen sehr schwierig sein würde, die kulturelle Diversität der deutschen Bevölkerung genügend widerzuspiegeln.

Der Anwendungsbereich der Buchstabiertafel mit Städtenamen ist ausschließlich die Text- und Informationsverarbeitung für Büroanwendungen.

Es ist geplant, Ende des dritten Quartals 2021 einen überarbeiteten Norm-Entwurf zu veröffentlichen, der dann von der Öffentlichkeit kommentiert werden kann. Nach der Kommentierungsphase und der Berücksichtigung möglicher Änderungen soll die DIN 5009 anschließend Mitte 2022 veröffentlicht werden. Die neue Version wird dann die 1996 zuletzt geänderte Version der Norm ablösen. 

Um ein Zeichen zu setzen und auf die Geschichte der Buchstabiertafel aufmerksam zu machen, wird der Ausschuss im Rahmen des Norm-Entwurfs in einem informativen Anhang symbolisch die zusätzliche Darstellung einer Buchstabiertafel veröffentlichen, die auf die Fassung von 1926 während der Zeit der Weimarer Republik zurückgeht und wieder alle durch das NS-Regime getilgten Vornamen und Begriffe aufnimmt.

Dabei ist dem Ausschuss klar, dass dies weniger der praktischen Anwendung in der alltäglichen Praxis dient, dass es sich aber gleichwohl um einen wichtigen symbolischen Akt handelt, das Geschehene nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

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