Presse

2025-11-04

„Ohne Normung kein Wasserstoffhochlauf“

Dr. Kirsten Westphal (BDEW) und Hubertus Rosenow (Thyssenkrupp Nucera) im Interview

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© Olemedia / istock.com

Wasserstoff gilt als Schlüssel zur Energiewende: Er kann fossile Energien ersetzen, Industrieprozesse dekarbonisieren und Strom, Wärme und Mobilität miteinander verbinden. Damit Wasserstofftechnologien sicher, wirtschaftlich und weltweit kompatibel eingesetzt werden können, braucht es gemeinsame Regeln und Standards. 

Die erste Ausgabe der Normungsroadmap Wasserstofftechnologien 2024 hat erstmals systematisch dargestellt, wo Normen fehlen, welche technischen und regulatorischen Hürden bestehen und wie diese gezielt abgebaut werden können. Die zweite Ausgabe führt diesen Weg konsequent fort. Die Steuerungskreisleitung der Normungsroadmap Wasserstofftechnologien – Dr. Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) sowie Mitglied des Nationalen Wasserstoffrat und Hubertus Rosenow, Head of Project Risk Control & Quality Management bei thyssenkrupp nucera – erklären, warum Normung weit mehr ist als technische Detailarbeit. 

Ein Jahr nach der Veröffentlichung der ersten Normungsroadmap Wasserstofftechnologien folgt nun die zweite. Was ist neu? 

Kirsten Westphal: „Wasserstoff ist unerlässlich, um unsere Klimaziele zu erreichen und auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die zweite Ausgabe der Roadmap war notwendig, um die Dynamik der Wasserstoffwirtschaft auch normativ zu begleiten. Wir wollten sicherstellen, dass Normung und Regelsetzung nicht hinterherlaufen, sondern aktiv vorangehen. Das Ergebnis ist ein Meilenstein für eine sichere und effiziente Wasserstoffinfrastruktur, nicht ein einfaches Update.“ 

Hubertus Rosenow: „Wir haben den Schritt von der Analyse zur Umsetzung gemacht. In den letzten drei Jahren wurden 69 Normungs- und Regelsetzungsprojekte auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene gestartet. Damit zeigen wir: Normung ist nicht Bremse, sondern Motor der Energiewende.“ 

Wie ist die Zusammenarbeit im Projekt organisiert – und was macht sie so besonders? 

Kirsten Westphal: „Das Projekt ist ein Paradebeispiel für gute Kooperation: nationale Normungsorganisationen, technische Regelsetzer und Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik waren beteiligt. Diese Breite an Perspektiven hat es ermöglicht, Bedarfe frühzeitig zu erkennen und gezielt in Projekte zu überführen. Besonders wichtig ist die enge Verzahnung von Forschung und Regelsetzung, nur so werden Innovationen marktfähig und ein Ökosystem für den Wasserstoff kann sich herausbilden.“ 

Hubertus Rosenow: „Ein gutes Beispiel ist unsere Zusammenarbeit mit Japan. Gemeinsam haben wir die Leitung der ISO 1978x-4 für flüssige organische Wasserstoffträger (LOHC) übernommen. Diese Norm ermöglicht eine standardisierte Treibhausgasbilanzierung entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette – ein entscheidender Schritt für den internationalen Handel. Ebenso haben wir europäische Sekretariate im Bereich Rohrleitungen und Druckbehälter übernommen und das internationale Sekretariat zur Elektrolyse erfolgreich in Deutschland angesiedelt. Das zeigt: Deutsche Expertise prägt die globale Normungslandschaft.“ 

Also hat die Normung der Wasserstoffwirtschaft auch eine geopolitische Bedeutung? 

Hubertus Rosenow: „Wasserstoff wird eine globale Commodity, vergleichbar mit Öl oder Gas. Aber nur, wenn internationale Standards und Zertifizierungen existieren. China und die USA nutzen Normung längst strategisch, um ihre Märkte zu gestalten. Deshalb ist es entscheidend, dass Deutschland und Europa mit einer starken Stimme auftreten und aktiv Standards setzen, anstatt sie nur zu übernehmen.“ 

Kirsten Westphal: „Normung ist auch geopolitisches Rüstzeug. Sie eröffnet Märkte, stärkt technologische Souveränität, schafft faire Wettbewerbsbedingungen und sichert langfristig Marktanteile. Wer die Regeln definiert, gestaltet die Zukunft. Mit der Roadmap positioniert sich Deutschland international als Gestalter – und nicht als Beobachter.“ 

Erfahren Sie, wie Normen den Wasserstoffhochlauf unterstützen

Sie wollen es genauer wissen? Dann besuchen Sie unsere Projektseite zur Normungsroadmap Wasserstofftechnologien.

Übrigens: Am 6. November findet die Veröffentlichungsveranstaltung der Roadmap virtuell von 10:00–12:00 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos: Veröffentlichungsveranstaltung Normungsroadmap Wasserstofftechnologien


Das Verbundprojekt „Normungsroadmap Wasserstofftechnologien“ ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN),  der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE), des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), des Vereins für die Normung und Weiterentwicklung des Bahnwesens e. V. (NWB), des Verbands der Automobilindustrie (VDA), des Vereins Deutscher Ingenieure e. V. (VDI)  sowie der VDMA e. V. - Europas größter Verband des Maschinen- und Anlagenbaus. 


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