Aus der Normungspraxis: Die Vaillant Group, Remscheid

Interview mit Andrea Köppen, Senior Association Manager

Andrea Köppen, Vaillant Group
© Vaillant Group

Weil die Zukunft mit den grünen Ideen und Innovationen von heute beginnt: Vaillant steckt seine geballte Energie in Produktentwicklungen von höchster Energie- und Materialeffizienz.

„Der Support bei DIN für Unternehmen, auch für kleinere, ist einfach toll.“

Andrea Köppen

Das Interview

Warum und seit wann sind Sie in der Normung aktiv?
Die Vaillant Group ist ja schon viele Jahre dabei – ich selbst seit August 2016. Damals kamen die Themen Materialeffizienz und Eco Design auf die Agenda und wurden dann auch Normungsthemen. Das hat uns sofort auf den Plan gerufen. Wir wollten als nachhaltig agierendes Unternehmen wissen, welche Regeln es in Bezug auf Messungen oder Guidelines geben würde und ich bin direkt bei DIN eingestiegen. So arbeite ich von Anbeginn aktiv an dem Thema Materialeffizienz von energieverbrauchsrelevanten Produkten mit und bin Mitglied in neun von zehn dieser Working Groups. Jede hat sich mit der Erstellung einer Norm beschäftigt, welche als Grundlage für die Übertragung in die jeweilige Produktnorm herangezogen wird.

In welchen Normungsgremien arbeiten Sie mit?
Seit 2016 bin ich im DIN-Normenausschuss „Grundlagen des Umweltschutzes" (NAGUS) im
Gemeinschaftsarbeitsausschuss NAGUS/DKE, Ökodesign, insbesondere Materialeffizienz von energieverbrauchsrelevanten Produkten aktiv. 2018 kam im NAGUS der Arbeitskreis Circular Economy dazu.

Welche Normungsthemen sind in der Corona-Krise für Vaillant in den Vordergrund gerückt?
Durch die Corona-Krise hat der Bereich Wohnungslüftung sicherlich mehr Gewicht bekommen. Wir konzentrieren uns allerdings weiterhin auf unsere Kernbereiche: Gasheizgeräte, Elektro-Wärmepumpen und Warmwassergeräte.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihre persönliche Gremienarbeit beeinflusst?
Massiv. Wir treffen uns nur noch online. Die Meetings gestalten sich häufig etwas zäher und dauern daher länger als Präsenzmeetings. Dabei haben wir, die wir uns schon lange aus der Gremienarbeit kennen, große Vorteile. Neuformierte Gruppen haben es schwerer und müssen viel Disziplin aufbringen, um gut miteinander zu kooperieren.

Was ist Ihnen bei der Normungsarbeit besonders wichtig?
Ich schätze besonders den Austausch und die Diskussion in dem Expertenkreis, der eine Norm erarbeitet. Dadurch verfügen wir über eine breite Wissensbasis und können den bestmöglichen Ansatz herausarbeiten. Das ist sehr wertschöpfend und begründet auch die hohe Akzeptanz der Normen. Wir werden schon früh in neue Normungsvorhaben eingebunden, was wir sehr begrüßen, weil wir unsere Belange und Ideen von Beginn an aktiv einbringen können.

Konnten Sie schon Normen auf den Weg bringen?
Oh ja, da gibt es etliche: An sämtlichen Standards der 4555er Reihe (TR 45550 bis EN 45559), die Definitionen, Richtlinien und Methoden rund um die Materialeffizienz spezifizieren, war ich beteiligt und alle wurden bisher veröffentlicht. Aktuell werden diese horizontalen Standards in die sog. Product TC’s eingebracht und kommen dort als produktbezogener Standard zur Anwendung. Dadurch wird eine höchstmögliche Anwendbarkeit und Vergleichbarkeit der Produkte geschaffen.

Welche Vorteile hat die Vaillant Group dadurch am Markt?
Wir profitieren, weil wir mit Normen arbeiten, also mit „allgemein anerkannten Regeln der Technik“. Die bieten uns viele Vorteile. Da ist einmal das große Vertrauen in die Inhalte der Normen. Hinzu kommt die hohe Rechtssicherheit bei der Zulassung unserer Produkte. Sofern die Zulassung vergleichbarer Geräte normativ begründet ist, sorgen harmonisierte Normen für einen fairen Wettbewerb. Auch verfügen wir über einen deutlichen Wissensvorsprung, weil wir die Inhalte zukünftiger Normen frühzeitig kennen und so eine längere Vorbereitungszeit haben.

An welchen Netzwerkveranstaltungen nehmen Sie teil – was vermissen Sie bei DIN?
Bislang konnte ich aus Kapazitätsgründen nicht an Netzwerkveranstaltungen teilnehmen.

Welchen Tipp geben Sie Unternehmen, die in der Normung aktiv werden wollen?
Bei DIN wird ein wenig erfahrener Einsteiger richtig gut an die Hand genommen. Er oder sie bleibt nicht allein, sondern kann immer wieder Fragen stellen. Die Mitarbeit in den DIN-Gremien ist ein unschätzbarer Vorteil für das eigene Unternehmen, besonders auch für Start-ups. Selbst aktiv zu sein bietet die Chance, die eigene Expertise und Gestaltungskraft einzubringen. Das schafft Vertrauen und Sicherheit – nach innen wie nach außen.

Welche Zukunftsthemen kommen auf Ihre Branche zu? Wie können Normen dabei helfen?
Dazu fallen mir viele Stichworte ein. Denken wir nur an die Digitalisierung der Energiewende: Standardisierte Schnittstellen und Kommunikationsprotokolle, bis hin zur energetischen Vernetzung von z.B. Wärmepumpen, Ladesäulen, PV-Anlagen durch Energiemanagementsysteme. Da rückt die energetische und ökologische Bewertung komplexer Systeme zur Gebäudeenergieversorgung in den Fokus, sprich Gebäudebeheizung mit erneuerbaren Energien, Warmwasserbereitung, Lüftung mit Wärmerückgewinnung, gebäudenahe Energiegewinnung, z.B. Photovoltaik.
Spannend für uns werden auch die Themen Wasserstoff, Green Gases sowie die zukünftige Gasbeschaffenheit – und alle mit dieser Anwendung befassten Normen. Für die Berechnung und Vergleichbarkeit von Produktlebenszyklen (LCAs) werden EU-weit harmonisierte und standardisierte Product Category Rules (PCRs) wichtiger. Vereinfachte LCAs unterstützen unter anderem den ökobilanziellen Vergleich von Verpackungsmaterialien.

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie persönlich bzw. Vaillant mit der Normungsarbeit bei DIN, CEN oder ISO?
Wir wünschen uns Rechtssicherheit, nicht nur im nationalen, sondern auch im europäischen und internationalen Kontext. Dasselbe gilt für Fairness im Wettbewerb, d. h. Offenheit für unterschiedliche Lösungen, die dem Hersteller einen größtmöglichen Gestaltungsspielraum ermöglichen.


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