Presse

2025-11-18

Starke Normen, starkes Europa: So funktioniert das europäische Normungssystem

EU-Flaggen wehen vor einem modernen Glasgebäude
© AdobeStock: sabbir

Das europäische Normungssystem (“European Standardisation System“, ESS) sorgt dafür, dass in allen EU-Ländern einheitliche technische Regeln und Standards für Produkte und Dienstleistungen gelten – und auch angewendet werden. Das sichert die europäische Wettbewerbsfähigkeit und dient als Werkzeug, Innovationen und europäische Werte weltweit zu etablieren.   

Doch wie funktioniert das EU-Normungssystem eigentlich genau?  

Idee/Bedarf  

Der Bedarf für eine neue Norm kann aus zwei Richtungen kommen: Entsteht die Idee in der Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung oder Zivilgesellschaft, wird das Thema über die nationalen Normungsorganisationen (wie DIN) in der EU-Normung vorgeschlagen. Wird die Idee weiterverfolgt, entsteht eine Europäische Norm (EN).   

Ist ein Thema rechtlich oder politisch relevant, kann auch die EU-Kommission einen Normungsauftrag („Standardisation Request“) an die EU-Normungsorganisationen geben. Daraufhin entsteht eine sogenannte harmonisierte Europäische Norm („hEN“). Sie beschreibt konkret, wie Anforderungen aus Gesetzen oder Richtlinien technisch umgesetzt werden können. Für Produkte, die nach dieser Norm hergestellt werden, gilt die Vermutung, dass sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen („Konformitätsvermutung“).   

Entwicklung der Norm  

Die Entwicklung einer Norm findet in den europäischen Normungsorganisationen CEN (u.a. für Industrie, Handel, Dienstleistungen und Konsumgüter), CENELEC (Elektrotechnik und Elektronik ) bzw. ETSI (Telekommunikation, digitale Kommunikation und IT) statt. Bei CEN und CENELEC erarbeiten Delegierte aus den nationalen Spiegelgremien – wie von DIN – zunächst einen Norm-Entwurf.  Wenn dieser veröffentlicht ist, kann er für einen bestimmten Zeitraum von Unternehmen und der Öffentlichkeit über die nationalen Normungsorganisationen kommentiert werden – ein relevantes Feedback, das in der weiteren Überarbeitung berücksichtigt wird.   

Veröffentlichung & Übernahme   

Die Vertreter*innen der nationalen Normungsorganisationen – in Deutschland übernimmt das DIN – bringen das jeweilige Feedback des Landes zu den Entwürfen in der europäischen Normung ein. Ein wichtiger Aspekt, da diese neue EU-Norm von allen Mitgliedsorganisationen von CEN und CENELEC als nationale Norm übernommen werden muss. Sobald die Expertinnen und Experten im europäischen Gremium einen Konsens gebildet haben, wird die Norm dann als Europäische Norm veröffentlicht. Als „harmonisiert“ gelten sie in dem Moment, in dem die EU-Kommission ihre Fundstelle im Amtsblatt der Union listet.

Die Stärken des europäischen Normungssystems 

Europäische Normung hat das Potenzial, Innovationen hervorzubringen und diese maßgeblich zu beschleunigen. Das zeigt sich in den sogenannten “Joint Technical Committees” zwischen CEN und CENELEC, in denen Themen wie Cyber-Security, Quantentechnologien, der Digitale Produktpass oder der Data Act bearbeitet werden. Im Komitee zur Cyber-Security konnten erste Ergebnisse zum Normungsauftrag teilweise noch im Jahr des Projektstarts veröffentlicht werden. Diese Geschwindigkeit wurde unter anderem durch den großen Erfahrungsschatz der Expertinnen und Experten ermöglicht. 

Eine weitere große Stärke des Systems: Konsens und eine breite Beteiligung aller Interessengruppen sorgen für eine hohe Akzeptanz und Vertrauen in die europäische Normung. Als Teil des ESS setzt sich DIN dafür ein, dass alle Interessengruppen einbezogen und gehört werden – zum Beispiel durch den seit über 50 Jahren bestehenden DIN-Verbraucherrat, die Koordinierungsstelle Umweltschutz oder den KMU-Rat.  

Die europäische Normung: Ein starkes System   

Die Mitglieder von CEN und CENELEC gestalten die internationale Normung aktiv mit, in enger Zusammenarbeit mit ISO und IEC. Davon profitiert auch die europäische Industrie: Einheitliche Normen erleichtern den globalen Marktzugang und senken Kosten, da Produkte nicht für jeden Markt unterschiedlich gefertigt werden müssen. Diese Stärken und die daraus entstehenden Chancen anzuerkennen und bei der Überarbeitung der Normungsverordnung zu bewahren, ist essenziell für die Erhaltung dieses erfolgreichen Systems.  

So können Sie Ihre Stimme bei der Revision der EU-Normungsverordnung einbringen  

Aktuell läuft eine öffentliche Konsultation zu den Plänen der EU-Kommission. Bringen Sie also bis zum 17. Dezember 2025 ihre Kommentare auf der Website zur Revision der EU-Normungsverordnung ein und gestalten Sie die Zukunft der europäischen Normung mit. 

Ihr Kontakt

DIN e. V.
Katja Krüger

Am DIN-Platz
Burggrafenstraße 6
10787 Berlin

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