Presse

2025-08-05

„Normung schafft einheitliche Spielregeln für BIM“

Drei Fragen an Zeynep Kaplan, WOLFF & MÜLLER

Porträtfoto von Zeynep Kaplan
© Wolff und Müller

In einer Zeit, in der die Digitalisierung die Baubranche revolutioniert, werden Normen und Standards immer wichtiger. Zeynep Kaplan, Teamleiterin für Planung, BIM und Lean bei WOLFF & MÜLLER, erläutert die Rolle der Normung im digitalen Bauen. Im Fokus steht die BIM-Methode, die Informationen bündelt und den Lebenszyklus eines Bauwerks effizienter gestaltet. Frau Kaplan erklärt, wie Standardisierungen die disziplinübergreifende Zusammenarbeit erleichtern und welche Herausforderungen sie zukünftig sieht. Erfahren Sie, wie klare Schnittstellen und Standards den Weg für ein einheitliches digitales Bauen ebnen.

Frau Kaplan, als Teamleiterin Planung, BIM und Lean im Bauunternehmen arbeiten Sie an der optimalen Umsetzung von Bauprojekten.

Welchen Stellenwert hat Digitalisierung bei WOLFF & MÜLLER? 

Digitalisierung ist für uns keine technische Spielerei, sondern die logische Konsequenz unseres prozessorientierten Denkens. Jedes Bauwerk ist ein Unikat – aber die Prozesse, die dorthin führen, lassen sich optimieren, standardisieren und dort, wo es sinnvoll ist, digitalisieren oder automatisieren. Kern unserer Digitalstrategie ist die BIM-Methode, die wir als Building Information Management verstehen. Ziel ist es, sämtliche Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg zentral zu bündeln, zu steuern und gezielt nutzbar zu machen. So wollen wir Bauprojekte effizienter, qualitativ hochwertiger und im vorgegebenen Kosten- und Zeitrahmen realisieren. Wir spielen Entwurfsvarianten durch, ermitteln Mengen und Kosten, prüfen Kollisionen, simulieren Abläufe. 

Die modellbasierte Arbeitsweise mit BIM ist fest in unseren Prozessen verankert. Wenn die Umsetzung von Anwendungsfällen sinnvoll und mehrwertstiftend für alle Beteiligten ist, setzen wir BIM standardmäßig ein. 

Wie unterstützen Normen und Standards beim Einsatz von BIM?  

BIM steht für ein disziplinübergreifendes und kollaboratives Arbeiten im gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks. Architekten, Fachplaner, Bauunternehmen und weitere Beteiligte arbeiten gemeinsam an einem digitalen Modell – über Gewerke, Phasen und oft auch Standorte hinweg. Damit dieses Zusammenspiel funktioniert, braucht es einheitliche Spielregeln: ein gemeinsames Verständnis, klar definierte Schnittstellen sowie verlässliche Standards. Besonders bei Open-BIM-Projekten, bei denen unterschiedliche Softwarelösungen zum Einsatz kommen, sind Normen der Schlüssel zum Erfolg:

  • Sie definieren Begriffe
  • regeln Informationsflüsse
  • schaffen die technischen Voraussetzungen und
  • fördern so die reibungslose Zusammenarbeit jenseits von System- und Unternehmensgrenzen.

Die Normungsroadmap BIM von DIN gibt einen guten Überblick über aktuelle Standards. Wichtig dabei ist auch: Normung muss über nationale Grenzen hinausgedacht werden. DIN bringt die deutsche Perspektive aktiv in europäische und internationale Normung ein – das ist essenziell für einheitliches digitales Bauen. 

Welche Themen der Standardisierung halten Sie künftig für besonders wichtig? 

Ein zentrales Thema wird die Standardisierung der Datenqualität und -struktur sein. Bei einer modellbasierten Planung reicht es nicht aus, Informationen nur bereitzustellen – sie müssen auch strukturiert, konsistent und maschinenlesbar vorliegen. Eng damit verbunden ist die Interoperabilität. Nur wenn verschiedene Softwarelösungen reibungslos miteinander kommunizieren, kann BIM sein volles Potential entfalten. Dazu braucht es klare, herstellerunabhängige Schnittstellenstandards – insbesondere im Sinne von Open BIM.

Ein weiteres Thema: die Standardisierung von Prozessen. Wer liefert wann welche Informationen, in welcher Detailtiefe und mit welchem Verbindlichkeitsgrad? Solche Fragen müssen noch klarer geregelt werden. Normen können hier helfen, Verlässlichkeit zu schaffen, die Zusammenarbeit zu verbessern und BIM wirklich durchgängig nutzbar zu machen.

Und nicht zuletzt: Sobald die Daten strukturiert vorliegen, darf nicht als Nächstes die Frage aufkommen, wem diese Daten eigentlich gehören. Auch das ist ein Punkt, bei dem Standardisierung und klare Verantwortlichkeiten entscheidend sind – damit Vertrauen entsteht und digitale Zusammenarbeit wirklich funktioniert.  

Sie wollen die Normung von BIM mitgestalten? Dann informieren Sie sich über die Mitwirkungsmöglichkeiten. Mehr erfahren 

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