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Hinweise zur Sendung „hart aber fair“ vom 8. Mai 2023
Die Sendung „hart aber fair“ vom 8.5.2023 hatte den Titel „Menschen suchen ein Zuhause: Wer ist schuld an der Wohnungsnot?“. Vor dem Hintergrund steigender Baukosten wurde auch das Thema Normung und Standardisierung diskutiert. Um zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema beizutragen, möchten wir im Folgenden einige Informationen zu den diskutierten Inhalten ergänzen:
Mitwirkende an der Normung: Normen werden nicht nur von Vertretenden der Industrie geschrieben, sondern alle relevanten Anspruchsgruppen – die sog. interessierten Kreise - wirken in Normenausschüssen von DIN mit. Gerade in der Baunormung sind sehr viele verschiedene Kreise mit ganz unterschiedlichen Anliegen vertreten: zum Beispiel Planer und Architekten, Baufirmen aus den verschiedenen Gewerken, Hersteller von Bauprodukten, Wohnungswirtschaft, Politik und Behörden, Wissenschaftler, Verbraucherschutzorganisationen und viele mehr. Normen werden im Konsens aller Beteiligten erstellt, d.h. die verschiedenen Interessen werden im Rahmen der Normungsarbeit offen diskutiert und abgewogen. Bevor sie veröffentlicht werden, hat die Öffentlichkeit zudem mit dem jeweiligen Norm-Entwurf die Möglichkeit, die Inhalte zu kommentieren. Somit hat Jedermann die Möglichkeit, Wissen oder auch Bedenken in den Normungsprozess einzubringen. Normung und Normeninhalte leben von der aktiven Beteiligung der verschiedenen Stakeholder. DIN beteiligt sich nicht an inhaltlichen fachlichen Fragestellungen, sondern stellt davon unabhängig den transparenten Prozess sicher. Auf eine ausgewogene Besetzung der Normenausschüsse wird geachtet. Anders als in der Sendung dargestellt, werden in der Normung keine individuellen Interessen in den Vordergrund gerückt. Transparenz und Partizipation sind der Schlüssel für das große Vertrauen, dass DIN-Normen entgegengebracht wird.
Baukostenanstieg: Es gibt unterschiedliche Ursachen für steigende Baukosten, z. B. die Inflation, die sich in deutlich gestiegenen, teilweise sprunghaften Energie- und Materialkosten als auch erhöhten Arbeitskosten zeigt. Zudem sind die stark gestiegenen Grunderwerbskosten in Form von hohen Grundstückspreise zu nennen sowie die nach vielen Jahren durch die starke Baukonjunktur als auch durch Corona und Krieg verursachten Lieferengpässe und Knappheit von Handwerker- und Bauleistungen zu nennen. Auch die Anforderungen an das Bauen hinsichtlich Sicherheit, Qualität und Klimaschutz durch den Gesetzgeber in Form neuer Gesetze und Verordnungen steigen. Zudem werden Bauvorhaben immer komplexer, oft spiegeln sich darin unsere Erwartungen an attraktiven Wohnraum wider. Normen tragen dieser Veränderung Rechnung, indem sie die höheren Anforderungen konkretisieren. Nicht die Normen selbst verteuern damit das Bauen, sondern unsere veränderten gesellschaftlichen Erwartungen und Werte bzw. die Kosten zum Schutz unseres Klimas und unserer Umwelt sind die Grundlage für höhere Baukosten.
Kosten-Nutzen-Aspekte von Normen: Grundsätzlich gilt: Normung trägt im Bauwesen erheblich zur Kostensenkung bei, z. B durch vereinfachte Angebots- und Ausschreibungspraxis, verminderte Anpassungskosten und die Möglichkeit der Serienproduktion einzelner Bauteile. Normen entlasten die Bauwirtschaft beim Nachweis der Erfüllung der gesetzlichen Sicherheitsanforderungen. Ohne Normung müssten diese Nachweise durch Gutachten erbracht werden. Eine Befragung von Bausachverständigen hat zudem bestätigt: Durch eine konsequente Einhaltung von Normen können die Fehlerkosten im Bau von derzeit geschätzt elf Prozent auf fünf Prozent jährlich fallen– das sind 24 Mrd. Euro jährlich. In Normen steckt Wissen und Erfahrung – so können Fehler vermieden werden, was dem Bauherren unmittelbar zu Gute kommt.
Ende 2018 wurde im Auftrag von DIN ein Gutachten zur Kostenrelevanz durchgeführt, bei dem exemplarisch drei Normen genauer betrachtet wurden. Eine Gegenüberstellung der Normen DIN 18180 (Gipsplatten), DIN 18533-2 (Abdichtungen von Bauteilen mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen) und DIN 18560-2 (Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten) mit ihren jeweiligen Vorgängerausgaben anhand eines Modells für Wohngebäude ergab, dass sowohl geringfügig höhere oder geringere Erfüllungskosten (sowie Kostenindifferenz) in der Praxis Resultate von inhaltlichen Anpassungen von Normen sein können. Um mögliche Folgekosten von Normen weiter zu reduzieren, soll zukünftig eine Folgekostenabschätzung in den Normungsprozess des Geschosswohnungsbaus implementiert werden.
Europäische Normen: Auch im Bauwesen sind der größte Teil der Bau-Normen Europäische Normen, die in den Mitgliedsstaaten übernommen werden müssen. Sie helfen der europäischen Wirtschaft, Handelshemmnisse abzubauen und bilden die Grundlage eines einheitlichen Europäischen Binnenmarktes.
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