DIN Verbraucherrat

2021-12-22

Normen sollen helfen, Lebensmittelverluste in der Wirtschaft und im Handel zu reduzieren

DIN-Verbraucherrat wird sich auch bei diesem Normungsthema engagieren

Bild zum Thema: Lebensmittelverschwendung
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Besonders für die Weihnachtsfeiertage werden reichlich Lebensmittel für das Festtagsessen und die Weihnachtsleckereien eingekauft. Leider werden insbesondere in dieser Zeit riesige Mengen an Nahrungsmitteln weggeworfen.

Laut einer Studie im Auftrag des Bundesernährungsministeriums (BMEL) entsteht der Großteil der Lebensmittelabfälle mit etwa 52 Prozent (6,1 Mio. Tonnen) in privaten Haushalten. Demnach wirft jede Verbraucherin und jeder Verbraucher durchschnittlich circa 75 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg.

Durch geeignete Aufklärungskampagnen, zum Beispiel „Zu gut für die Tonne“ vom BMEL oder das Online-Informationsportal der Verbraucherzentralen „Genießen statt wegwerfen: Lebensmittelverschwendung stoppen“ kann ein erhöhtes Bewusstsein zur Vermeidung der Lebensmittelverluste bei Verbraucher*innen erreicht werden.

Normen und Standards können in diesem Fall zwar keinen direkten Einfluss auf Verbraucher*innen nehmen, sie können jedoch durch geeignete Anforderungen einen Beitrag leisten, den Anteil der Lebensmittelverluste seitens der Lebensmittelindustrie und im Lebensmittelhandel weitestgehend zu reduzieren. Dieser Anteil liegt in Deutschland bei 48 % an den Lebensmittelabfällen. Aber auch weltweit ist Lebensmittelverschwendung ein Problem.

Anfang 2021 wurde ein ISO-Antrag zur Erarbeitung von Normen zum Thema „Food loss and food waste“ und zur Gründung eines neuen Subcommittees „Food loss and food waste“ unter dem Technischen Komitee ISO/TC 34 „Food products“ international angenommen. Es ist beabsichtigt, mit der Normung ein Rahmenregelwerk für Lebensmittelunternehmen in der gesamten Lebensmittekette zu entwickeln, in dem effektive Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverluste und Lebensmittelabfälle festgelegt werden sollen.

Dabei sind drei verschiedene Dokumente geplant:

In einem ersten Schritt soll zunächst eine Managementsystemnorm erarbeitet werden, welche Definitionen, Rahmenbedingungen und grundsätzliche Anforderungen beschreiben soll. In einem zweiten Schritt sollen in einer Norm einheitliche, messbare Methoden zur Bestimmung von Lebensmittelverlust und Lebensmittelabfall festgelegt werden. In einem weiteren Dokument sollen als „Best practice guide“ Empfehlungen für kleine, mittelständische und große Lebensmittelunternehmen gegeben werden.

Auf internationaler Ebene wurde dem ISO-Antrag und der Gründung des neuen Subcommittees „Food loss and food waste“ einstimmig zugestimmt. Auch DIN, einschließlich der Verbraucherratsvertretung, hatten dies befürwortet. 

Im Sinne der Nachhaltigkeit und hinsichtlich der Kostenersparnis sollten Verbraucher*innen ein Interesse haben, dass innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette Lebensmittelverluste so gering wie möglich ausfallen, jedoch fehlt teilweise eine ausreichende Wahrnehmung für dieses Themenfeld. Aus diesem Grund wird sich der DIN-Verbraucherrat an den Normungsarbeiten zum Thema „Lebensmittelverluste“ beteiligen.

Frau Sonja Pannenbecker wird die Verbraucherinteressen im Normungsausschuss NA 057-02-02 AA „Lebensmittelsicherheit - Management-Systeme“ vertreten. Sie ist Ernährungswissenschaftlerin und arbeitet als Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bremen. Darüber hinaus verfügt sie über langjährige berufliche Erfahrung im Bereich Lebensmittelverluste entlang der Lebensmittelkette auf Seiten von Ministerium (Verbraucherschutz in NRW) und Verbraucherzentralen (NRW und Bremen). Aktuell hat sie die Federführung des bundesweiten Gemeinschaftsprojektes „Lebensmittelverluste“ der Verbraucherzentralen inne, welches noch bis 2023 laufen wird. Hierbei informieren die Verbraucherzentralen Verbraucher*innen und analysieren sich kritisch die Schnittstellen zu Handel, Verarbeitung und Landwirtschaft zu den Verbraucher*innen an. Dabei werden auch Marktchecks im Handel beispielsweise zur Warenpräsentation durchgeführt. Zudem ist sie im Austausch mit den Dialogforen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette angelegt sind, so auch zum Beispiel im September 2021 am Online-Workshop von DIN zum Thema „Lebensmittelverschwendung - Wege aus der Wegwerfgesellschaft“. An diesem nahmen Expert*innen von Seiten der Lebensmittelindustrie, der öffentlichen Hand und der Verbrauchervertretung teil. Einleitend wurden verschiedene Gastvorträge zu diesem Thema gehalten. Auch Frau Pannenbecker präsentierte einen interessanten Vortrag zum Thema aus Sicht der Verbraucherzentralen. Im Anschluss tauschten sich die Expert*innen zum Status Quo und den anstehenden Herausforderungen zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten aus. Dabei wurden einige Bedarfe für Normungs- und Standardisierungsprojekte zum Thema Vermeidung von Lebensmittelverlusten identifiziert. In den Diskussionen wurde deutlich, dass es sich bei der Vermeidung von Lebensmittelverlusten um ein interdisziplinäres Normungsthema handelt. Deshalb ist eine bereichsübergreifende Erarbeitung unter Berücksichtigung von Leitthemen wie Digitalisierung und Smart Farming durch verschiedene Normenausschüsse von DIN und DKE vorgesehen.

Ziel ist es, die verschiedenen lebensmittelspezifischen Sektorenziele der Agenda 2030 „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ der Vereinten Nationen und die in diesem Sinne weiterentwickelte Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie gemeinsam zu verfolgen und bei der Umsetzung mit Normen und Standards zu unterstützen. Bevor Normungsanträge oder Anträge zur Spezifikation gestellt werden, werden aktuell mit den Expert*innen weitere vorbereitende Diskussionen auf der Austauschplattform DIN.ONE geführt.

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