DIN Verbraucherrat

Zweiter Preis beim Wettbewerb „Nutzen der Normung"

Weniger Kosten, weniger Elektroschrott, mehr Komfort – die DIN EN 62684 hat eine Menge zu bieten

Dr. Brackemann, Vorsitzender des Verbraucherrates bei der Preisverleihung „Nutzung der Normung“
© DIN

Die Norm zur Vereinheitlichung der Ladeschnittstelle von Mobiltelefonen legt die Voraussetzungen fest, damit Ladegeräte von Mobiltelefonen produkt- und herstellerübergreifend austauschbar sind und auch für mehrere Mobiltelefongenerationen genutzt werden können. Mit der DIN EN 62684 „Spezifikation für die Interoperabilität eines einheitlichen externen Stromversorgungs-geräts (EPS) für die Anwendung bei datenübertragungsfähigen Mobiltelefonen (IEC 62684:2011)" sind diese Voraussetzungen geschaffen. Den signifikanten und konkreten Nutzen dieser Norm hat Dr. Holger Brackemann, Vorsitzender des Verbraucherrats, in einem Beitrag zum DIN-Preiswettbewerb „Nutzen der Normung" 2011 beschrieben. Der Beitrag zeigt, welche Einsparungen durch genormte Ladeschnittstellen zu erwarten sind und welche Vorteile diese Ladeschnittstellen für Verbraucher haben.

Die Norm nutzt auf vielfältige Weise:

  • Genormte Ladeschnittstellen helfen Kosten zu sparen: Das „alte" Ladegerät kann für ein neues Mobiltelefon einfach weiter genutzt werden. So muss nicht mit jedem neuen Mobiltelefon auch ein neues Ladegerät angeschafft werden. Die eingesparten Kosten lassen sich modellhaft berechnen. Unter bestimmten Annahmen können in Deutschland in den Jahren 2014 und 2015 pro Jahr 11 Millionen Ladegeräte eingespart werden. Das normkonforme „alte" Ladegerät wird zum Laden des neu gekauften Mobiltelefons weiter verwendet. Das Mobiltelefon wird ohne Ladegerät gekauft. Wird der angenommene Einkaufspreis von zwei bis fünf Euro pro Ladegerät von den Mobiltelefonherstellern weitergegeben, können Käufer von Mobiltelefonen in Deutschland zwischen 22 und 56 Millionen EURO pro Jahr sparen.
  • Genormte Ladeschnittstellen vermeiden Elektroschrott: Da „alte" Ladegeräte nicht mit jeder neuen Mobiltelefongeneration nutzlos und in Abfall geworfen werden, verringert sich der anfallende Elektroschrott. Die eingesparte Menge lässt sich ebenfalls modellhaft berechnen. In Deutschland können in den Jahren 2014 und 2015 durch die oben genannten 11 Millionen eingesparten Ladegeräte pro Jahr 770 Tonnen Elektroschrott vermieden werden. Für diese Menge Elektroschrott bräuchte man 31 Sattelzug-LKW, die aneinander gereiht eine Länge von über 574 m erreichen. Müssten die Mobiltelefonhersteller diesen Elektroschrott entsorgen lassen, würden als Kosten 177 100 EURO anfallen.
  • Genormte Ladegeräte sind komfortabler: Sie liefern Strom für verschiedene Mobiltelefonmodelle - hat man z. B. das Ladegerät mal unterwegs vergessen, kann das Telefon mit einem geliehenen Gerät geladen werden.

Der Beitrag wurde im Rahmen der Festveranstaltung „Weltfaktor Normung" am 4. November 2011 mit dem zweiten Preis prämiert. Das Preisgeld von 7500 EURO wird dem Verein „Healthcare IT for Africa" gespendet. Die Organisation entwickelt Projekte zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung durch die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie bzw. der Telemedizin. Da in vielen Ländern Afrikas das Mobilfunknetz gut ausgebaut ist, kann das Mobiltelefon für die Aus- und Fortbildung von Pflegepersonal sowie für die Übermittlung von Informationen zur Medizinischen Versorgung genutzt werden. In einem Pilotprojekt in Ghana werden als nächstes folgende Schritte realisiert, die auf einer sorgfältigen Analyse vor Ort fußen:

  • Aufbau einer elektronischen Bibliothek, die Informationen für Studierende, Lehrende und praktizierende Pfleger/innen via Internet und/oder Mobilfunk bereitstellt. So wird eine im ganzen Land leicht erreichbare Informationsquelle aufgebaut, die die regionalen Unterschiede und die unzureichende Ausstattung der Schul- und Krankenhausbibliotheken ausgleicht und zu selbstgesteuertem und eigenverantwortlichem Lernen anregt.
  • Entwicklung visueller Unterrichtshilfen, die den vorlesungsartigen Frontalunterricht anschaulicher machen.
  • Entwicklung elektronischer Lernfortschrittskontrollen via Internet und/oder SMS, die den Lehrenden einen besseren Überblick über die Leistungen der Schüler/innen ermöglichen.

Mittelfristig ist die Gründung eines Forschungsinstituts und eines Telemedizinzentrums in Sefwi Wiaswo, Western Region, Ghana geplant.

Ihr Kontakt

DIN e. V.
Dr. Gabriela Fleischer

Am DIN-Platz
Burggrafenstraße 6
10787 Berlin

Zum Kontaktformular