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Norm-Entwurf [ZURÜCKGEZOGEN]

DIN EN ISO 10872
Wasserbeschaffenheit und Bodenbeschaffenheit - Bestimmung der toxischen Wirkung von Sediment- und Bodenproben auf Wachstum, Fertilität und Reproduktion von Caenorhabditis elegans (Nematoda) (ISO 10872:2020); Deutsche und Englische Fassung prEN ISO 10872:2021

Titel (englisch)

Water and soil quality - Determination of the toxic effect of sediment and soil samples on growth, fertility and reproduction of Caenorhabditis elegans (Nematoda) (ISO 10872:2020); German and English version prEN ISO 10872:2021

Einführungsbeitrag

Diese Internationale Norm legt ein Verfahren zur Bestimmung der Toxizität von Umweltproben auf Wachstum, Fertilität und Reproduktion von Caenorhabditis elegans fest. Das Verfahren kann sowohl für Süßwassersediment (maximale Salinität 5 ‰), Böden, Abfall, als auch für Porenwasser, Eluate und wässrige Extrakte verwendet werden, die aus kontaminierten Sedimenten, Böden und Abfall extrahiert wurden.
Der Text von ISO 10872:2020 wurde vom Technischen Komitee ISO/TC 147 "Water quality" der Internationalen Organisation für Normung (ISO) erarbeitet und als prEN ISO 10872:2021 durch das Technische Komitee CEN/TC 230 "Wasseranalytik" übernommen, dessen Sekretariat von DIN (Deutschland) gehalten wird.
Das zuständige deutsche Normungsgremium ist Arbeitskreis NA 119-01-03-05-01 AK "Biotest" des Unterausschusses NA 119 01-03-05 UA "Biologische Verfahren" des Arbeitsausschusses NA 119-01-03 AA "Wasseruntersuchung" im DIN-Normenausschuss Wasserwesen (NAW).
Dieses Dokument wurde für die Anwendung im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik entwickelt.
Angesichts der ökologischen Bedeutung freilebender nicht-parasitärer Nematoden für den Erhalt der Bodenfunktionen ist mit dem Prüfverfahren an Caenorhabditis elegans (Nematoda) eine Lücke in der Testbatterie genormter chronischer Prüfverfahren für die biologische Charakterisierung von Böden oder Bodensubstraten geschlossen worden, auch wenn das Verfahren Teil der Wasserqualitätsprüfung ist. Da der Lebensraum dieser Art sowohl Süßwassersedimente als auch den wassergesättigten Porenraum von Böden umfasst, konnte anhand einer breiten Palette unterschiedlich belasteter Böden gezeigt werden, dass das Prüfverfahren geeignet ist, toxische Eigenschaften kontaminierter Böden aufzuzeigen (Höss et alii 2009).
Die Prüfung von Böden mit möglichem toxischem Potential erfolgt allgemein über den Vergleich mit einem Kontrollboden, der keine Wirkung auf den Testorganismus ausübt. Gerade bei längerfristigen subletalen Prüfverfahren ist es aber schwierig, einen geeigneten Kontrollboden zu definieren, da die Prüfparameter wie zum Beispiel Wachstum und Reproduktion nicht nur von Stoffen anthropogener Herkunft, sondern auch von den standorttypischen Bodeneigenschaften beeinflusst sein können. In der Folge sorgt die erhöhte Variabilität der Prüfparameter für Unschärfe bei der ursächlichen Zuordnung der Wirkungen.
Bei dem vorstehenden Prüfverfahren mit Caenorhabditis elegans ist beispielsweise zu berücksichtigen, dass Tonanteil und Humusbestandteile in Böden Wachstum und Reproduktion direkt (Höss et alii, 1999, 2001; Steinberg et alii, 2002) oder indirekt über die Bioverfügbarkeit organischer Verunreinigungen beeinflussen können (Haitzer et alii, 1998). Häufig ist es sinnvoll, Standardböden (zum Beispiel LUFA 2.2), deren Auswirkungen auf die Prüfparameter bekannt sein sollten, in die Untersuchung mit einzubeziehen. Für LUFA 2.2 als einen von insgesamt 9 untersuchten Kontrollböden leiten Höss et alii, 2009, auf Grund der beobachteten prüfungsinherenten Variabilität hinnehmbare Hemmungen von 2 % bzw. 34 % für Wachstum und Reproduktion ab. Für die Gesamtheit der einbezogenen 9 unkontaminierten Kontrollböden werden für die Endpunkte Wachstum und Reproduktion hinnehmbare Hemmungen von 10 % bzw. 40 % abgeleitet. Dem wenig beeinflussten Endpunkt Fertilität wurde analog zum Validitätskriterium eine tolerable Abweichung von 20 % zugeordnet. Derartige testspezifische Unsicherheitsbereiche sind jedoch für biologische Prüfverfahren nicht ungewöhnlich und schmälern die Eignung des Verfahrens nicht.
Die von Höss et alii, 2009, beschriebenen Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass die an Caenorhabditis elegans beobachteten toxischen Auswirkungen nicht mit jenen anderer Verfahren aus der "Testbatterie" der Bodenqualitätsprüfung (Regenwürmer, Collembolen, höhere Pflanzen) korrelierten. Unabhängig davon, welchem Umstand diese Beobachtung zuzuschreiben ist, lässt sich daraus ableiten, dass dieses Prüfverfahren eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Verfahren darstellt.
Es wird wie bei anderen Verfahren auch, späterer Verfahrensüberarbeitungen vorbehalten bleiben, ergänzende bodenprüfungsrelevante Hinweise für die Versuchsdurchführung und die Ergebnisinterpretation auf der Basis einer gewachsenen Prüferfahrung zu geben.

Änderungsvermerk

Gegenüber DIN ISO 10872:2012-10 wurden folgende Änderungen vorgenommen: a) der Titel wurde geändert, um die Wahrnehmbarkeit im Bereich der Bodenökotoxikologie zu verbessern; b) die normativen Verweisungen und die zitierte Literatur wurden aktualisiert; c) für die Toxizitätsprüfung von Böden wurde die Methode verändert, um den Wassergehalt des Testmaterials reduzieren zu können; d) Informationen zum Kontrollboden und zu Einschränkungen für zu testende Bodenproben wurden hinzugefügt; e) das Dokument wurde redaktionell überarbeitet.

Zuständiges nationales Arbeitsgremium

NA 119-01-03-05-01 AK - Biotests  

Zuständiges europäisches Arbeitsgremium

CEN/TC 230/WG 2 - Koordinierung Biologische Verfahren  

Zuständiges internationales Arbeitsgremium

ISO/TC 147/SC 5 - Biologische Verfahren  

Ausgabe 2021-06
Originalsprache Deutsch , Englisch
Preis ab 112,30 €
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