„Gebäude-TÜV“ – Was der Entwurf der DIN 94681 wirklich regelt

Der Norm-Entwurf zur DIN 94681 sorgt für Diskussionen. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen – kompakt und faktenbasiert.

Moderne Mehrfamilienhäuser mit Wegen
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Einordnung der Kritik

Der kürzlich veröffentlichte Entwurf zur DIN 94681 „Verkehrssicherheitsüberprüfung für Wohngebäude“ hat eine intensive öffentliche Diskussion ausgelöst. Kritiker äußerten Bedenken hinsichtlich möglicher neuer Belastungen für Immobilienbesitzer*innen.

Was soll DIN 94681 regeln – und was nicht?

Ziel der Norm

Entgegen den geäußerten Befürchtungen zielt der Entwurf nicht darauf ab, neue Verpflichtungen zu schaffen. DIN 94681 soll vielmehr als praktischer Leitfaden dienen, der bestehende gesetzliche Anforderungen bündelt und verständlich aufbereitet. Eigentümer von Immobilien erhalten konkrete Handlungsempfehlungen und Checklisten, um Gefahrenquellen zu erkennen und Haftungsrisiken zu minimieren.

Für wen ist die Norm gedacht

DIN 94681 soll sich an Eigentümer und Betreiber von Wohngebäuden richten. Sie ist freiwillig in der Anwendung und unterstützt durch frühzeitige Risikoerkennung, Kosten zu senken und Haftungsrisiken zu vermeiden. 

Ihr Kontakt

DIN e. V.
Pressesprecher
Julian Pinnig

Am DIN-Platz
Burggrafenstraße 6
10787 Berlin

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FAQ zur DIN 94681 – Die Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen

Wird durch den Norm-Entwurf ein verpflichtender Gebäude-TÜV eingeführt? Schließen

Nein. Der Entwurf enthält keine Prüfpflicht und verpflichtet nicht zur Beauftragung externer Dienstleister. Viele der beschriebenen Maßnahmen – etwa Sichtkontrollen – können Eigentümer*innen selbst durchführen.

Wird die Norm rechtlich verbindlich? Öffnen

Nein. Die Anwendung von Normen ist freiwillig – es sei denn, sie werden durch Gesetze oder Verträge verbindlich gemacht. Ein solcher gesetzlicher Verweis ist nicht geplant. Von Gerichten werden Normen oftmals zur Rechtsprechung herangezogen, um die fachgerechte Ausführung von Bauleistungen zu beurteilen.

Wer hat den Entwurf erstellt – und wie offen war der Prozess? Öffnen

Der Entwurf wurde von Fachleuten des zuständigen Ausschusses erarbeitet. Jede und jeder kann im Rahmen der öffentlichen Kommentierungsphase mitwirken. Jetzt Rückmeldung geben

Hat DIN den Entwurf politisch abgestimmt? Öffnen

DIN ist unabhängig. Normungsprozesse basieren nicht auf politischen Vorgaben, sondern auf fachlichem Konsens. Ob auf eine Norm gesetzlich verwiesen wird, entscheiden Bund oder Länder – nicht DIN.

Widerspricht die Norm dem Ziel, Bauen zu vereinfachen? Öffnen

Nein. Die Norm soll helfen, bestehende Anforderungen besser verständlich zu machen. Sie ersetzt kein Gesetz, sondern bündelt vorhandene Vorgaben und unterstützt Eigentümer*innen bei der rechtssicheren Umsetzung.

Wie kann man in der Normung mitwirken? Öffnen

Die Mitarbeit an der Normung ist in Ausschüssen möglich. Nachdem der zuständige Ausschuss einen ersten Entwurf erarbeitet hat, folgt eine mehrwöchige öffentliche Kommentierungsphase. Diese ist ein Kernelement des Normungsprozesses. In dieser Zeit können alle Interessierten – von Fachleuten bis zu Privatpersonen – Stellung nehmen. Kritik und Verbesserungsvorschläge sind dabei ausdrücklich erwünscht und können über das Online-Portal für Norm-Entwürfe eingereicht werden. Jetzt den Norm-Entwurf kommentieren

Was war die Intention der Norm? Öffnen

Ziel ist es, einheitliche technische Anforderungen für die Verkehrssicherheitsprüfung von Wohngebäuden zu geben. Der Entwurf bietet erstmals eine strukturierte, verständliche Orientierung für Eigentümer*innen.

Kann sich der Norm-Entwurf nach der Kommentierung noch ändern? Öffnen

Ja. Der Entwurf kann angepasst, zurückgezogen oder in ein anderes Format (z. B. Technischer Report) überführt werden. Fachliche Rückmeldungen werden geprüft und fließen in die Entscheidungsfindung ein.

Beteiligung am Normungsverfahren – so geht’s

Die aktuelle Kritik ist ein wichtiger Bestandteil des transparenten Normungsprozesses. Der zuständige Ausschuss prüft alle eingehenden Stellungnahmen sorgfältig. Diese können noch bis zum 7. April 2025 über das Norm-Entwurfs-Portal, per E-Mail oder über Verbände eingereicht werden.

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So entsteht eine DIN-Norm

Infografik über die Entstehung einer Norm

Der Normungsprozess bei DIN beginnt mit einem Antrag. Nach Bedarfsprüfung durch Stakeholder formiert DIN einen Ausschuss aus Fachleuten verschiedener Interessensgruppen, der praxistaugliche Regelungen entwickelt. Im Anschluss erfolgt eine öffentliche Kommentierungsphase. Der Ausschuss wertet die Rückmeldungen aus. Die Bandbreite möglicher Reaktionen reicht von der Übernahme einzelner Änderungen bis zur kompletten Neuausrichtung des Projekts. Ziel ist stets ein breiter Konsens unter allen Beteiligten.  

Erfahren Sie mehr zum Normungsprozess

Weiterführende Informationen zur DIN 94681 und zum Thema Gebäudesicherheit

  • Interview mit Daniel Schmidt, Mitglied des DIN-Vorstands: DIN 94681: Der "Gebäude-TÜV" und die öffentliche Debatte dazu Jetzt lesen
  • Stellungnahme zur Berichterstattung: „Neue DIN-Norm: Mietern droht der nächste Kosten-Schock“ Jetzt lesen
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