Presse

2025-09-22

Wie viele Steckdosen braucht die Zukunft?

Auf den zweiten Blick

Elektroinstallateur montiert Steckdoese in Wand
© Fotolia: S_VRD

Wie viele Steckdosen braucht ein Raum? Orientierungswerte finden Bauverantwortliche in der Norm DIN 18015-2 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 2: Art und Umfang der Mindestausstattung“. Sie empfiehlt eine Mindestanzahl an Steckdosen, die von der Art des Raumes, dessen Größe und Ausstattung abhängt: Für ein Büro oder eine Küche mit geplanten Elektrogeräten werden beispielsweise mehr Steckdosen empfohlen als für das Badezimmer oder die Garage. In Hinblick auf die angestrebten Baukostensenkungen werden die Orientierungswerte aus der Norm in der öffentlichen Diskussion kritisch hinterfragt. Dabei taucht häufig die Kombination von 47 Steckdosen für eine 75 m² große 3-Zimmer-Wohnung auf, die sich vermeintlich aus DIN 18015-2 ergibt. Doch wie kommt diese Zahl zustande?  

Wir werfen einen zweiten Blick in die Norm.   

Auf den zweiten Blick: 3 Zimmer, 75 m², bezugsfertig ab der 47. Steckdose? 

Ziel der DIN 18015-2 ist es, sowohl Bauverantwortlichen als auch den späteren Nutzer*innen Orientierungswerte für die Planung zu geben, die den Mindestbedarf an Steckdosen in einem Gebäude bestmöglich deckt. Die Anwendung der DIN 18015-2 ist nicht verpflichtend. Sie stellt jedoch eine bewährte Grundlage für Planung und Ausführung dar und sorgt für zusätzliche Rechtssicherheit in Bezug auf die Mängelfreiheit von Gebäuden. 

Mindestanzahl an Steckdosen: Art des Raumes, Größe und Ausstattung entscheidend 

Die in DIN 18015-2 empfohlene Mindestanzahl an Steckdosen pro Raum richtet sich nach der Art des Raumes, dessen Größe und auch der geplanten Ausstattung.  

Neben Räumen wie Küche, Wohnzimmer, Badezimmer, Kinderzimmer oder Flur, finden sich in der Norm auch Orientierungswerte für zur Wohnung gehörende Balkone oder Garagen. Neben dem empfohlenen allgemeinen Bedarf erhöht sich die Anzahl an Steckdosen pro Raum durch verschiedene Faktoren. 

Diese Faktoren erhöhen die empfohlene Mindestanzahl an Steckdosen pro Raum: 

  • Raumgröße, z. B. Wohnzimmer/Wohnbereich größer als 20 m², Kinderzimmer größer als 16 m², Flur/Dielenbereich mit einer Raumlänge über 4 m 
  • Größe des geplanten Arbeitsbereiches je 1,20 m 
  • Besondere Verbrauchsgeräte wie Kühl- oder Gefrierschrank, Dunstabzug, Abluftgerät, Elektroherd, Mikrowelle, Dampfgarer, Waschmaschine, Wäschetrockner oder Warmwassergeräte 
  • Kommunikationsgeräte wie Router, Computer, Telefone, Medienreceiver, Bildschirme, Spielkonsolen oder WLAN-Verstärker  

Praxisbeispiel: Vergleich 

Für eine Küche unter 20 m², einer geplanten Arbeitsfläche von 1,20 m, Herd, Mikrowelle und Kühlschrank ergibt sich aus der Norm eine Empfehlung von 8 Steckdosen. 

Für eine Küche mit mehr als 20 m², einer geplanten Arbeitsfläche von 2,4 m, Herd, Dunstabzugshaube, Spülmaschine, Kühlschrank, Waschmaschine und Telefon ergibt sich aus der Norm eine Empfehlung von 13 Steckdosen. 

Sind Räume offen gestaltet – etwa Küche, Wohnzimmer und Esszimmer in einem Bereich –, können die Nutzungsflächen zusammengefasst werden. Das reduziert die empfohlene Zahl an Steckdosen pro Raum.  

Der zweite Blick in die Norm zeigt: Die empfohlene Anzahl an Steckdosen pro Raum hängt von der individuellen Gestaltung und Ausstattung einer Wohnung oder eines Hauses ab. 

Anzahl an Steckdosen pro Raum reduzieren – das ist zu beachten 

Baukosten zu reduzieren ist ein grundlegendes Ziel der Politik und der Bauwirtschaft, denn Deutschland braucht dringend bezahlbaren Wohnraum. Dazu gibt es bereits verschiedene Initiativen und Pilotprojekte: Die Initiative Gebäudetyp E soll es Bauverantwortlichen einfacher machen, von bestimmten Normen abzuweichen – wie zum Beispiel von der empfohlenen Anzahl an Steckdosen pro Raum. Der Hamburg-Standard analysiert, an welchen Stellen sich Baukosten einsparen lassen.  

Auch mit dem Verzicht auf Steckdosen sind Einsparungen möglich – sie können aber zu praktischen und sicherheitstechnischen Nachteilen führen, die es abzuwägen gilt.  

So weist Michael Fuchs, Obmann des für DIN 18015-2 zuständigen Arbeitsausschusses, darauf hin, dass eine Reduktion zwar kurzfristig Kosten spart, langfristig aber zu Komforteinbußen und höheren Sanierungskosten führen könnte, etwa wenn der Bedarf an Steckdosen steige. Die Praxis zeige außerdem: Fehlen Anschlüsse, würden häufig Mehrfachsteckdosen eingesetzt. Diese Lösung funktioniere zwar im Alltag, sei jedoch auch mit Sicherheitsrisiken verbunden und deshalb weniger praktikabel. 

Wie viele Steckdosen pro Raum braucht ein Gebäude in Zukunft? 

Um die Frage zu beantworten, wie viele Steckdosen pro Raum Sinn machen, braucht es einen zweiten, hinterfragenden Blick – auch auf die Zahlen. Die „richtige“ Anzahl an Steckdosen ist pauschal nicht zu beantworten. DIN 18015-2 gibt Orientierung für die Mindestausstattung, die sich an den individuellen Anforderungen eines Gebäudes ausrichtet. Bei einer Reduktion der Anzahl an Steckdosen pro Raum sollten nicht nur heutige Bedarfe und Sicherheitsaspekte bedacht, sondern auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigt werden. Dazu gehört auch der steigende Einsatz an Elektrogeräten oder das Gästezimmer, das nach Jahren zum Arbeitszimmer umfunktioniert wird. Um Baukosten insgesamt zu reduzieren, ist zusätzlich eine Analyse aller kleinen und großen Kostentreiber nötig. 

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