Presse

2025-10-24

Wie sich der EasyCode und Eurocodes in der Praxis ergänzen

Interview mit Markus Brunner, Normenausschuss Bauwesen (NABau)

Portrait von Markus Brunner
© Eva Häberle

Mit dem EasyCode liegt erstmals ein vereinfachtes Regelwerk – basierend auf dem Eurocode 3 – für den Stahlbau vor, das speziell auf einfachere Bauvorhaben und die Bedürfnisse kleinerer Ingenieurbüros zugeschnitten ist. Bearbeitet wurde das Projekt im für den Eurocode 3 zuständigen DIN-Gremium – und wurde nun als Richtlinie des Deutschen Ausschusses für Stahlbau (DASt) veröffentlicht.

Im Interview erläutert Markus Brunner vom Normenausschuss Bauwesen (NABau), wie sich Eurocodes und der EasyCode ergänzen und warum Normen entscheidend für Sicherheit, Nachhaltigkeit und Innovation im Bauwesen sind.

Der EasyCode reduziert die Vorschriften für den Stahlbau von 1.300 auf 159 Seiten. Was bedeutet das für Ingenieur*innen?

Der EasyCode ist eine vereinfachte Version des Eurocode 3, speziell für einfache Planungsaufgaben. Er erleichtert den Planungsalltag für kleine, weniger spezialisierte Ingenieurbüros. Für komplexe Bauwerke, wie Brücken oder Türme, oder die Bemessung von Stahlkonstruktionen für den Brandfall bleibt der vollständige Eurocode unverzichtbar.

Wie ordnet DIN den EasyCode im Verhältnis zu den Eurocodes ein?

Eurocodes und EasyCode haben unterschiedliche Zielgruppen. Die Eurocodes sind hochentwickelte europäische Normen, die eine präzise Bemessung für alle Bauwerke ermöglichen. Sie bieten dem Anwender größtmögliche Freiheit für nachhaltiges, materialeffizientes und wirtschaftliches Planen.

Der EasyCode ist dagegen eine nationale Richtlinie – er enthält vereinfachte Rechenverfahren und hat, im Vergleich mit dem Eurocode, einen eingeschränkten Anwendungsbereich. Für alltägliche, kleinere Bauprojekte reicht das jedoch häufig aus. Beide Ansätze ergänzen sich sinnvoll und erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse der Praxis.

Kritiker sehen Normen oft als bürokratische Hürde. Wie reagiert DIN darauf?

Normen sind Werkzeuge. Sie garantieren Sicherheit und Qualität und verhelfen Innovationen zu einer breiten Anwendung. Gleichzeitig erkennen wir das Bedürfnis der Praxis, die Anwendung von Normen zu erleichtern: Vereinfachte Regelwerke wie der EasyCode sind eine Möglichkeit. Aber vor allem SMART Standards – SMART steht für Standards, Mashine Applicable, Readable und Transferable – werden helfen, Komplexität für den Anwender zu reduzieren, ohne dabei Sicherheit, Qualität oder Fortschritt zu gefährden. SMART Standards werden Papier ersetzen. Dann spielt es für den Anwender keine Rolle mehr, ob eine Norm 1.300 oder 159 Seiten hat. Der Umfang einer Norm ist dann vielmehr Indikator für ihren Entwicklungsgrad und ihre Ausdifferenzierung.

Welche Rolle spielt DIN bei der Entstehung des EasyCodes?

Unsere Expertinnen und Experten aus dem Arbeitsausschuss Tragwerksbemessung (NA 005-08-16 AA) haben ihre Erfahrung aus der Normung eingebracht, um eine praxisgerechte und sichere Richtlinie zu schaffen. Mit unserer Beteiligung stellen wir sicher, dass Regelwerke den Anforderungen der Bauaufsicht genügen und dass kleinere Ingenieurbüros im Alltag von den vereinfachten Regelungen profitieren. Auch zukünftig stehen wir neuen Lösungen für einfacheres Bauen positiv gegenüber.

Welche Botschaft möchten Sie Ingenieur*innen mit auf den Weg geben?

Beide Regelwerke haben ihre Berechtigung: eines anspruchsvoll und vielseitig, das andere einfach in der Anwendung. Normen und Standards sollen uns das Leben vereinfachen. Sie sind Werkzeuge, mit denen wir Bauen sicherer, effizienter und fortschrittlicher machen wollen. Uns geht es darum, jedem für seine Aufgabe das passende Werkzeug an die Hand zu geben.
 

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