Presse

2022-09-08

G7: Normen und Standards als strategische Instrumente für Klimaschutz und die globale Energiewende nutzen

Die Referenten der Multi-Stakeholder-Konferenz „Standardisation – a strategic instrument for climate action and the global digital energy transition”
© DIN

Im Rahmen seiner diesjährigen G7-Präsidentschaft hat die Bundesregierung die strategische Bedeutung von Normen und Standards für die Bekämpfung des Klimawandels und die digitale globale Energiewende auf die Agenda des Austauschformates der bedeutendsten Industriestaaten der westlichen Welt gesetzt. Unter dem Titel „Standardisation – a strategic instrument for climate action and the global digital energy transition” veranstaltete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) am 7. September 2022 eine hochrangige hybride Multi-Stakeholder-Konferenz im Rahmen der Aktivitäten der G7-Digitalminister.

BMWK-Staatssekretär Udo Philipp betonte in seiner Eröffnungsrede: „Wir befinden uns mitten im digitalen und grünen Wandel hin zu einer klimaneutralen, nachhaltigen und digitalisierten Wirtschaft. Als G7 wollen wir Vorreiter für den Klima- und Umweltschutz sein und eine digitale, globale Energiewende beschleunigen. Mit der Unterstützung der internationalen Normung und Standardisierung können wir dafür gemeinsame Impulse setzen.“

Das Ziel, durch Normen und Standards einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und der globalen Energiewende zu leisten, haben sich auch die internationalen Normungsorganisationen ISO und IEC gesetzt, wie ISO-Präsidentin Ulrika Francke in ihrer Keynote ausführte. Mit ihrer „London Declaration“ aus 2021 verpflichten sich die ISO-Mitgliedsorganisationen dazu, durch die Förderung der Berücksichtigung von Klimaaspekten in der Normung die Umsetzung internationaler Klimaschutzabkommen zu unterstützen.

Wie das konkret in der Normung gelingen kann – in den Normungsgremien selbst, aber auch durch das Aufsetzen entsprechender Strukturen zwischen den nationalen Normungsorganisationen und Regierungsbehörden, sowie durch gezielte Instrumente zur Orchestrierung der entsprechenden Standardisierungsbedarfe – erläuterten in der ersten Session „Standardisation to support the global climate agenda“ Laura Sandys (Chair of BSI’s Net Zero Strategic Advisory Group), Dr. Ulrich Stoll (DIN-Präsident), Romain Poivet (Chair der ISO/TC207/SC7/WG4) und Daniele Pernigotti (Chair des CEN/TC 467) unter der Moderation von Sibylle Gabler (Leiterin Regierungsbeziehungen bei DIN). DIN-Präsident Ulrich Stoll appellierte an die Regierungsvertreter*innen, das Instrument der Normung aktiv zu nutzen: „Mit Blick auf die Klimaagenda liegt noch ein weiter Weg vor uns. Es werden neue Technologien und Geschäftsmodelle entwickelt und neue Märkte entstehen. Hierfür müssen wir einheitliche Regeln schaffen, die die internationale Zusammenarbeit fördern: Normen und Standards!“

In einem Impulsvortrag zur zweiten Session „Standardisation for a digitally enabled, smart and sustainable global energy transition verdeutlichte Roland Bent (DKE-Präsident) die Notwendigkeit, die verschiedenen Sektoren unserer Wirtschaft und Gesellschaft stärker miteinander zu verbinden. Denn nur Normen und Standards könnten, z.B. durch einheitliche Anforderungen an Daten, eine Sektorenkopplung im Sinne der Energiewende ermöglichen. Wenn dies gelänge, könnte durch regenerativ gewonnene Energie die Vision der „All Electric Society“ Realität werden. Gemeinsam mit Hideki Hayashi (IEC/SyC Smart Energy, Toshiba Coorp.), Sonya Bird (Director International Standards and IEC/SMB Member) und Michael Teigeler (Chair IEC/ahG95 ‘All Electric Society’, DKE Managing Director) diskutierte Roland Bent daraufhin die Rolle der Normung bei der Umsetzung der Energiewende in Japan, USA und Deutschland und resümierte: „Normen und Standards sind die Grundlage für die globale Energiewende indem sie Sektoren verbinden und u.a. einheitliche Kommunikationsformate schaffen. Die Normungsorganisationen bieten den unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft, die vorher losgelöst voneinander arbeiteten, eine gemeinsame Plattform. Die G7 sollten diesen Prozess begleiten und die Entwicklung von internationalen Normen und Standards unterstützen.“

Basis für eine starke Normungscommunity sind die Expert*innen, die ihr Wissen in die Normung einbringen. Wie Wissen über Normung vermehrt in Aus- und Weiterbildung integriert werden kann, um die Expert*innen von morgen auszubilden, und wie auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der aktiven Teilnahme an Standardisierungsprozessen unterstützt werden können, wurde in der letzten Session diskutiert. Lea Emmel stellte „Next Generation DKE“, ein Netzwerk für junge Expert*innen in der elektrotechnischen Normung, als Beispiel für die gezielte Ansprache von Student*innen und Young Professionals vor. Auch bei DIN gibt es ein solches Netzwerk, die DIN Young Professionals. Um KMU den Zugang zu Normen, ihre Anwendung sowie die Beteiligung an der Normungsarbeit zu erleichtern, haben BMWK und DIN gemeinsam die Kommission Mittelstand (KOMMIT) eingerichtet. Andreas Schumann stellte die Netzwerkplattform, die sich für die Bedarfe des Mittelstandes in der Normung einsetzt, vor. Weitere Beispiele wurden in der von Gerhild Roth (BMWK, Referat Nationale und internationale Normungspolitik) moderierten Session von Sara Gobbi (ASTM International, USA) und Pierre Bilodeau (Standards Council of Canada) präsentiert.

Der Konferenz vorausgegangen war ein Expert*innenworkshop im April 2022, in dessen Rahmen Diskussionspapiere zu den drei Schwerpunktthemen erarbeitet worden waren. Unter Einbindung der G7-Partner und von Stakeholdern wurden diese weiterentwickelt. Ein Ergebnisbericht der Konferenz sowie die Diskussionspapiere werden zeitnah auf der Webseite des BMWK veröffentlicht.

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