Presse

2025-09-11

Auf den zweiten Blick: Baunormen im Wandel der Zeit

Baunormen als Werkzeug und Spiegel technologischen und gesellschaftlichen Fortschritts

Mann steht mit iPad auf Baustelle und betrachtet 3D-Animation darin
© AdobeStock: Kien

Wir schreiben das Jahr 2015: Streamingdienste überholen erstmals MP3-Downloads, das Pariser Klimaabkommen wird beschlossen und in der Baubranche werden die Weichen für die digitale Transformation gestellt. Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Innovationen rücken in den Fokus und erfordern die Neuentwicklung und Überarbeitung von Baunormen. 

Heute, im Jahr 2025, sind Streamingdienste Normalität. Neue Technologien – beispielsweise zur Nutzung von Solarenergie oder recycelten Baustoffen, finden durch Normen nach und nach den Weg in die Praxis. Und Bauverantwortliche können mit einem digitalen Abbild von realen Gebäuden – einem digitalen „Zwilling” – arbeiten, noch bevor der erste Spatenstich erfolgt. 

Damit sind Baustandards beides: Werkzeug und Spiegel des technologischen und gesellschaftlichen Wandels. Welche Entwicklungen in diesem Spiegel über die letzten zehn Jahre zu sehen waren – und warum vor allem europäische Normen der zunehmenden Anzahl der Baunormen eine Rolle spielen –, offenbart ein zweiter Blick. 

Ein zweiter Blick: Die Entwicklung von DIN-Normen im Bauwesen  

Die Anzahl der sogenannten Baunormen ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Einerseits durch neue Entwicklungen, aber auch durch die regelmäßige Anpassung der Normen an den aktuellen Stand der Technik – ein fester Bestandteil der Normungsarbeit. 

„Wir machen immer mehr Dinge immer besser“, erklärt Markus Brunner, stellvertretender Geschäftsführer des Normenausschusses Bauwesen bei DIN, die Entwicklung und ergänzt: „Das können wir nicht zuletzt deshalb, weil wir sie standardisieren.” 

Einen Teil der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre zeigen die folgenden Beispiele: 

Einheitliche Baunormen als gemeinsame internationale Sprache

Die Anzahl der Baunormen steigt auch durch die Übernahme europäischer Normen ins deutsche Normenwerk („DIN EN“). DIN ist Mitglied der europäischen Normungsorganisation CEN („Comité Européen de Normalisation”). Unter Beteiligung von Expertenkreisen aus den einzelnen Mitgliedsländern werden Normen gemeinsam auf europäischer Ebene erarbeitet, die dann auch in die nationalen Normenwerke übernommen werden. Ziel ist, dass in Europa zunehmend einheitliche Normen gelten. 

Beim Blick auf die Anzahl der Normen fällt auf: Die Anzahl an nationalen Normen nimmt weitaus weniger stark ab, als neue europäische Normen entstehen. 

Markus Brunner erläutert dazu: 

„Nicht jede neue europäische Norm führt automatisch zum vollständigen Ersatz der entsprechenden nationalen Norm. Die europäische Norm ist das kleinste gemeinsame Vielfache der beteiligten Länder. Oftmals werden in der „alten“ nationalen Norm lediglich die Teile gestrichen, die jetzt europäisch geregelt sind. Übrig bleibt eine nationale „Restnorm“, die im jeweiligen Land ergänzend zur neuen europäischen Norm gilt.“ 

Auch sei eine Differenzierung der Normeninhalte zu beobachten: Inhalte, die früher in einer einzigen Norm zusammengefasst waren, würden heute in mehreren Dokumenten veröffentlicht.  

Praxisbeispiel:  

Mit den Eurocodes lässt sich die Statik von Gebäude-Tragwerken berechnen – das schafft in ganz Europa eine einheitliche Grundlage zur Berechnung der Standsicherheit von Gebäuden. Zu den Eurocodes erstellen die einzelnen Länder in der Regel nationale Anhänge, um nationale Sicherheitsanforderungen und Vorschriften zu berücksichtigen. 

Baustandards: Werkzeug und Spiegel für technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt  

Ob digitalisierte Abläufe in Bauprojekten, die Weichenstellung für die grüne Transformation oder die verbesserte internationale Zusammenarbeit – ein Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre zeigt: Neue und weiterentwickelte Baunormen machen Fortschritt nicht nur möglich, sondern spiegeln ihn auch wider. Standards schaffen die Grundlage dafür, dass Bau-Innovationen in die Anwendung kommen und auch komplexere Bauvorhaben realisiert werden können. Das sorgt nicht zuletzt dafür, Deutschlands Bauwesen im Wandel der Zeit wettbewerbsfähig zu halten. 

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