DIN Verbraucherrat

2022-12-19

DIN-Verbraucherrat beteiligt sich an Normung von Menstruationsprodukten

Menstruationsprodukte
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Mittlerweile sind viele verschiedene Menstruationsprodukte wie Binden, Tampons, Menstruationstassen und spezielle Unterwäsche erhältlich. Dennoch nutzt die Mehrheit von ungefähr 75 Prozent der Menstruierenden Tampons. Stiftung Warentest testete zuletzt im Jahr 2021 Menstruationsprodukte. Dabei zeigten ausgerechnet einige Tampons aus Bio-Baumwolle Schwächen in den Prüfpunkten Sicherheit und Aufnahmevermögen. Bei einem Bio-Tampon wurden sogar größere Mengen Tenside nachgewiesen, die ins Hormonsystem eingreifen und für Wasserorganismen schädlich sein können.

Es kommt zwar sehr selten vor, dennoch kann eine zu lange Tragedauer von Tampons im Körper zu einem toxischen Schocksyndrom (TSS), einer lebensgefährlichen Sepsis, führen. Wenn Periodenprodukte wie Tampons im Körperinneren getragen und über einen längeren Zeitraum von mehr als acht Stunden nicht gewechselt werden, könnte sich ein Übermaß an Staphylokokken mit ihren giftigen Ausscheidungsstoffen im Unterleib vermehren und so zu TSS führen.

Symptome des Toxischen Schocksyndroms sind hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Hautausschlag und ein niedriger Blutdruck. Zur TSS-Diagnose müssen zudem drei oder mehr der folgenden Organsysteme beteiligt sein: der Verdauungsapparat durch Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall; die Muskulatur; die Schleimhäute; die Nieren etwa durch erhöhte Harnstoff- oder Kreatininwerte oder die Leber.

Laut RKI werden in Deutschland pro Jahr zwischen 50 und 80 Personen vollstationär in Krankenhäusern wegen TSS behandelt. Todesfälle gab es zuletzt im Jahr 2000. Wie vielen Tampon-Nutzerinnen das TSS-Risiko bekannt ist, ist unklar.  

Menstruationsprodukte werden je nach Region und Land unterschiedlich klassifiziert. Beispielsweise werden sie in den USA als Medizinprodukt deklariert und in der EU fallen diese Produkte unter die Verordnung zur allgemeinen Produktsicherheit. Abgesehen von der unterschiedlichen Klassifizierung fehlen bislang weltweit einheitliche und klare Anforderungen zur Sicherheit, Leistung, Kennzeichnung und Information.

Mithilfe der internationalen Normung sollen vor allem da, wo Vorschriften für die Herstellung von Menstruationsprodukten nicht klar oder streng genug geregelt sind, die Lücken im Sinne des Verbraucherschutzes geschlossen werden.

Deshalb wurde vom verbraucherpolitischen Komitee der ISO - ISO COPOLCO - ein Antrag zur Normung von Menstruationsprodukten gestellt. Anfang 2022 wurde das internationale Technische Komitee ISO/TC 338 „Menstrual products“ gegründet. Von diesem neuen Normungsbereich sollen alle Menstruationsprodukte, sowohl Einweg als auch wiederverwendbare Menstruationsprodukte, erfasst werden. Dazu gehören unter anderem Binden, Tampons, Slipeinlagen, waschbare Menstruationsunterwäsche und Einlagen sowie Menstruationstassen.

Das Ziel der Normung ist es, primär Anforderungen festzulegen, die sich auf die allgemeinen Sicherheits-, Leistungs- und Gesundheitsanforderungen aus Sicht der Nutzerinnen konzentrieren.

Die Aspekte zur Sicherheit der Produkte sollen sich auf Materialien, Chemikalien, Duftstoffe, Bleichmittel und Farbstoffe, Biokompatibilität, Sterilisation und Kontamination bis hin zur Zertifizierung der Materialien beziehen. Darüber hinaus sollen Mindestleistungsanforderungen zur Zweckmäßigkeit je nach Verwendung sowie zur Leistungsbewertung und zur Kennzeichnung beschrieben werden. Weitere Anforderungen zur Gebrauchsanleitung, zur Offenlegung der Inhaltsstoffe und Hinweise zur Reinigung von wiederverwendbaren Produkten sowie zur Entsorgung sollen ebenfalls in einer Norm festgelegt werden. Auch Umweltaspekte hinsichtlich der Herstellung und Entsorgung sollen behandelt werden. Zunächst soll eine einheitliche Norm zur Terminologie erarbeitet werden.

Der DIN-Verbraucherrat hat auf seiner letzten Sitzung im November beschlossen, sich an den Normungsarbeiten im nationalen Spiegelausschuss NA 063-07-07 AA „Menstruationsprodukte“ zu beteiligen.

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