2020-09-04

Weltweite Versorgung von Patienten durch eine internationale Patienten-Kurzakte (IPS)

Dienstreisen nach Spanien und die Herztabletten vergessen oder im Urlaub in Italien und das notwendige Insulin ist durch Hitze zerstört? – Derartige Probleme sollen künftig durch die Anwendung der internationalen Patienten-Kurzakte überwunden werden.

Die Norm DIN EN 17269 legt eine internationale Patienten-Kurzakte (en: International Patient Summary; IPS) fest. Konkret legt die neue Norm einen Datensatz fest, der erforderlich ist, um Informationen über den medizinischen Hintergrund und die Geschichte eines Patienten aus dessen Heimatland mit medizinischem Fachpersonal in einem anderen Land zu teilen, in dem eine geplante oder ungeplante Behandlung erforderlich ist.

Die Norm orientiert sich an den Anforderungen des eHealth Network (eHN) und deren Unterstützung der „Specific Guidelines for Electronic Exchange of Health Data under the Cross Border Directive 2011/24/EU“ (Version 2, November 2016). Sie ergänzt die koordinierten internationalen Bemühungen, eine interoperable Datensatzspezifikation zu schaffen und deren Nützlichkeit und Wert zu maximieren. Der Datensatz ist minimal und nicht erschöpfend, und bietet einen robusten, klar definierten Satz von Informationen, die spezialistisch-agnostisch, zustandsunabhängig und von allen Klinikern für die außerplanmäßige Betreuung einer Person verwendbar sind. Der Datensatz kann auch als wertvolle Teilmenge von Daten für eine geplante Pflege verwendet werden. Die Norm bietet eine Spezifikation auf hoher Ebene, die implementierungsunabhängig ist, und ihre klare Sprache und ihr klares Layout liefern ein formales Modell, das die Ableitung von Implementierungen erleichtert. Die Europäische Norm ist in das Arbeitsprogramm des ISO/TC 215 „Health informatics“ aufgenommen worden und soll als ISO 27269 auch international verfügbar werden. Diese Norm umfasst nicht die Workflow-Prozesse der Dateneingabe, der Datenerfassung, der Datenzusammenfassung und der nachfolgenden Datenpräsentation. Die Implementierungsleitfäden für spezifisch europäische Belange, z. B. Richtlinien, Terminologien, Formate, werden in einer zugehörigen Technischen Spezifikation festgelegt.

CEN hat eine separate Technische Spezifikation (DIN CEN/TS 17288) erstellt, die einen auf Europa bezogenen Leitfaden zur Implementierung der Patienten-Kurzakte bietet. Diese Spezifikation soll auch für eine eher lokale Umsetzung verwendbar sein und so Mitgliedsstaaten nützen, die die Patienten-Kurzakte innerhalb ihrer eigenen Grenzen anwenden wollen; als zusätzlicher Vorteil dürfen ihre Komponenten zur Verbesserung der Interoperabilität von EHR durch gemeinsame Austauschformate wiederverwendet werden. Insbesondere werden in DIN CEN/TS 17288 berücksichtigt:

  • gesetzliche Anforderungen wie EU Richtlinien und Verordnungen, die für die Anwendbarkeit der Internationalen Patienten Kurzakte relevant sind;
  • Lenkung, Privatsphäre und Datenschutz zur Sicherstellung der sicheren, gesetzeskonformen und nachhaltigen Verwendung von Daten aus der Patienten-Kurzakte.
  • Kontinuität der Versorgung und Koordination der Versorgung in Bezug auf grenzüberschreitende Versorgungsszenarien;
  • Konformität, unter Bereitstellung von Beispielen für konforme abgeleitete Modelle von EN 17269:2019 für sowohl grenzüberschreitende als auch eher lokale Verwendungszwecke.
  • Nicht zuletzt gibt das Dokument Beispiele für Transportformate zur Weitergabe von Daten aus der Patienten-Kurzakte, und es behandelt Leitfäden zu Terminologie, Umsetzung und Migration.

HL7 hat CDA  und HL7 FHIR  Vorlagen für die Durchführung der Implementierung der Patienten-Kurzakte erstellt.

DIN EN 17269: 2020-04, "Medizinische Informatik - Die internationale Patienten-Kurzakte" 

DIN CEN/TS 17288: 2020-08, "Medizinische Informatik - Die internationale Patienten-Kurzakte - Leitfaden für die Implementierung"
 

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