2025-07-23

Standardisierung auf dem Weg zur Optimierung der Krebsdiagnostik

Erfolgreicher Abschluss des Instand-NGS4P Projektes

Im Mai 2025 konnte das Instand-NGS4P Projekt, ein EU-finanziertes Pre-Commercial Procurement (PCP) Vorhaben, mit einem großen Stakeholder-Informationsevent im EU-Parlament erfolgreich abgeschlossen werden. Ziel dieses Projektes war es, den Nutzen von Next Generation Sequencing (NGS) für Krebspatienten entscheidend zu verbessern. Unter der Leitung des Deutschen Instituts für Normung (DIN) standen die Standardisierungsaktivitäten im Mittelpunkt, um integrierte und standardisierte NGS-Workflows in Einklang mit der Verordnung über In-vitro-Diagnostika (IVDR) zu entwickeln.

Standardisierung spielt eine Schlüsselrolle für die Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit in zahlreichen Bereichen – von Autos und Haushaltsgeräten bis hin zu den Röhrchen und Nadeln, die in diagnostischen Laboren verwendet werden. Besonders bei der Krebsdiagnostik muss die Genauigkeit der Testergebnisse sichergestellt sein, um verlässliche Entscheidungen für die beste Behandlung zu treffen.

Feststellung von Standardisierungslücken

Im Verlauf des Projekts konnte eine Reihe von Standardisierungslücken identifiziert werden:

  • Bisher existierten unzusammenhängende Einzelstandards für verschiedene Teile der Workflow-Implementierung, ohne eine vollständige diagnostische NGS-Workflow-Beschreibung.
  • Die vorhandenen Standards waren nicht spezifisch für bestimmte Probenarten und nicht primär auf diagnostische Zwecke fokussiert.
  • Es fehlten technische Details, die die IVDR-Anforderungen für Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit von NGS-Tests erfüllen.

Angesichts der Auswirkungen der diagnostischen Sequenzen auf die Lebensqualität und die Behandlung von Patienten war klar: Ein optimierter und stark reproduzierbarer NGS-Workflow, der proben-spezifisch ist und auf zuverlässigen Ergebnissen basiert, benötigt neue Standards.

Erstellung von standardisierten NGS-Workflows

Ausgehend von diesen Erkenntnissen initiierte und unterstützte Instand-NGS4P die Entwicklung standardisierter Workflows für DNA/RNA, die innerhalb von CEN (Europäisches Komitee für Normung) und ISO (Internationale Organisation für Normung) formuliert wurden. Diese Workflows sind anwendbar auf molekulare in vitro diagnostische Untersuchungen und gezielt auf Probenarten von großem Interesse für die Diagnostik komplexer Krankheiten ausgerichtet.

Sie umfassen die Schritte von der Präanalytik über die Isolation humaner DNA und RNA, Bibliothekserstellung, Sequenzierung, Sequenzanalyse bis hin zur Berichterstellung für diagnostische Zwecke. Durch die Einbindung bestehender relevanter Standards wird ihre Anwendung gefördert, ihre Beziehung verdeutlicht und eine Doppelung von Normen vermieden.

Errungenschaften der Normung in der Krebsdiagnostik

Kernstücke des Erfolges von Instand-NGS4P sind die Erarbeitung zweier CEN Technischer Spezifikationen (CEN/TS) im CEN/TC 140 „In-vitro-Diagnostik“ und ihre Veröffentlichung in allen europäischen Ländern sowie deren internationale Anerkennung als EN ISO Projekte im ISO/TC 212 „Medical laboratories and in vitro diagnostic systems“. Dazu gehören:

  • CEN/TS 17981-1:2023, Next-Generation-Sequencing(NGS) — Arbeitsabläufe für die In-vitro-Diagnostik — Teil 1: Untersuchung von menschlicher DNA
  • CEN/TS 17981-2:2023, Next-Generation-Sequencing (NGS) — Arbeitsabläufe für die In-vitro-Diagnostik — Teil 1: Untersuchung von menschlicher RNA
  • EN ISO/WD 25379-1, Next-Generation-Sequencing (NGS) — Arbeitsabläufe für die In-vitro-Diagnostik — Teil 1: Untersuchung von menschlicher DNA
  • EN ISO/WD 25379-2, Next-Generation-Sequencing (NGS) — Arbeitsabläufe für die In-vitro-Diagnostik — Teil 1: Untersuchung von menschlicher RNA

Die EN ISO Projekte (EN ISO 25379-1 und EN ISO 25379-2) basieren auf CEN/TS 17981-1 bzw. -2 und werden derzeit an die neusten Forschungsergebnisse und an internationale Bedürfnisse angepasst, um sie global anwendbar zu machen.

Mit diesen wegweisenden Leistungen setzt das Instand-NGS4P Projekt neue Maßstäbe in der Krebsdiagnostik und eröffnet Chancen für eine verbesserte und präzisere Patientenversorgung in der EU und darüber hinaus.

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