2022-07-21

In der Regel genormt

neuer DIN-Arbeitsausschuss bricht mit einem Tabu

Obwohl 50 % der Weltbevölkerung regelmäßig und über viele Jahrzehnte hinweg menstruieren, werden die Menstruation sowie die damit verbundene Menstruationshygiene noch immer tabuisiert und stigmatisiert. Dabei handelt es sich bei der Menstruationsgesundheit um ein wichtiges gesamtgesellschaftliches Thema zur Gleichstellung von menstruierenden Menschen im Gesundheitssystem.

Tatsächlich sind die meisten für den intimen Gebrauch bestimmten Produkte (z.B. Inkontinenzprodukte, Kondome, Pflaster und Wundauflagen) streng reguliert und getestet. Jedoch gibt es bislang keine Norm, die die Sicherheit, die Inhaltsstoffe und die physikalischen Eigenschaften von Menstruationsprodukten betrachtet und einheitliche Anforderungen zum Schutz der Anwenderinnen festlegt. Einige Produkte werden im Körper getragen, andere Produkte werden über mehrere Dekaden nachhaltig genutzt aber die Langzeitwirkung dieser Produkte auf den Körper (Haut, Schleimhäute usw.) und die Psyche sind bis jetzt unbekannt.

Doch das soll sich ändern: Das im Februar 2022 neu gegründete internationale Technische Komitee ISO/TC 338 „Menstrual products“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Internationale Standards für Menstruationsprodukte zu erarbeiten. Im Fokus stehen dabei u.a. allgemeine Aspekte zur Sicherheit von Einmal- und wiederverwendbaren Produkten unabhängig von deren Material sowie Leistungsanforderungen und Anforderungen an die vom Hersteller für die Zielgruppe zu liefernden Informationen. Auch Prüfmethoden zur Testung der Produktsicherheit sollen betrachtet werden.

Damit Deutschland die internationalen Arbeiten von Anfang an aktiv begleiten kann, wurde am 7. Juli 2022 der DIN-Arbeitsausschuss NA 063-00-14 AA „Menstruationsprodukte“ gegründet. An der konstituierenden Sitzung haben Fachleute vom Bundesinstitut für Risikobewertung, dem Bundesverband Medizintechnologie e. V., dem DIN-Verbraucherrat, von gemeinnützigen Aufklärungs- und Hilfsorganisationen, von Prüflaboren sowie von Herstellern von Einweg- und Mehrweg-Menstruationsprodukten teilgenommen. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, die Aktivitäten des ISO/TC 338 aktiv auf internationaler Ebene zu begleiten. Darüber hinaus wird auch über die Erarbeitung ergänzender DIN-Normen nachgedacht. Betrachtet werden sollen u.a.:

─    Binden, Slipeinlagen und Tampons,
─    (waschbare) Menstruationsunterwäsche und Menstruationseinlagen,
─    Menstruationstassen.

Interessierte Forscher*innen, Organisationen und Hersteller sind einladen, ebenfalls aktiv im neuen Ausschuss mitzuwirken: Gemeinsam für Akzeptanz, Wissen und Verständnis für die Menstruationsgesundheit in Deutschland, Europa und der Welt.
 

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Annett Müller

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