DIN-Normenausschuss Ergonomie (NAErg)
DIN-Exzellenz-Preis für Herrn Dr.-Ing. Ahmet Çakir
© privat
Anlässlich der Beiratssitzung des DIN-Normenausschusses Ergonomie (NAErg) am 19. März 2025 in Berlin wurde der DIN-Exzellenzpreis an Herrn Dr.-Ing. Ahmet Çakir für seine herausragenden Verdienste und sein unermüdliches Engagement in der Normungsarbeit im Bereich Ergonomie verliehen.
Leistungen in der Ergonomie-Normung
Dr. Ahmet Çakir hat in seiner beeindruckenden, 50-jährigen Normungskarriere erheblich die Entwicklung und Umsetzung der Ergonomie-Normen und -Standards auf nationaler und internationaler Ebene vorangetrieben. Seit 1975 war Dr. Çakir Mitarbeiter im DIN-Normenausschusses Ergonomie (NAErg) bzw. dessen Vorgänger, dem Fachnormen-ausschuss Ergonomie. Dabei leitete er seit 2001 als Obmann den Ausschuss „Ergonomie für Informationsverarbeitungssysteme“ (NA 023-00-04 GA) und war ebenfalls langjähriges Mitglied im Beirat des NAErg. In dieser Zeit hat er maßgeblich die ergonomischen Grundsätze eines modernen Bildschirmarbeitsplatzes, so wie wir ihn kennen, mitentwickelt und etabliert.
Forschungsarbeiten und Expertenwissen
Als Gründer und Geschäftsführer des ERGONOMIC Instituts führte er zahlreiche Forschungsarbeiten in den Arbeits- und Sozialwissenschaften durch. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der effizienten und humanen Gestaltung rechnergestützter Arbeitsplätze. Zudem wurde er als Sachverständiger zur Bewertung der Auswirkungen neuer Informations- und Kommunikationstechnologien sowie sicherheitsrelevanter technologischer Entwicklungen in verschiedenste Kommissionen und Ausschüsse berufen. Darunter zählen unter anderem:
- EKIK – Enquete Kommission (1981): Abschätzung der gesundheitlichen Folgen neuer Informations- und Kommunikationstechniken für Individuen und die Gesellschaft.
- Kommission des Ältestenrates des Deutschen Bundestages (1986-1989): Evaluation der ergonomischen Aspekte von Kommunikations- und Informationstechniken im Rahmen des PARLAKOM-Projekts.
- ICOH Scientific Committee „Work and Vision“ (seit 2003): Untersuchung der Auswirkungen der Bildschirmarbeit auf das Sehen.
Durch diese Tätigkeiten verfügte er über ein umfassendes Fachwissen für die Ergonomie-Normung und erkannte frühzeitig die Bedeutung der Standardisierung von ergonomischen Gestaltungsgrundsätzen und deren Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen.
Internationale Zusammenarbeit
Auf internationaler Ebene hat Dr. Çakir seit 1983 die deutsche Delegation im Komitee ISO/TC 159/SC 4 "Ergonomics of Human System Interaction" geleitet und dabei den Grundstein zum Wandel von der klassischen Software-Ergonomie zum heute anerkannten „Usability Engineering“ gelegt. Dr. Cakir dankte in diesem Zusammenhang seinen langjährigen Mitstreitern Tom Stewart (Gründer des ISO/TC 159/SC 4) sowie Tomas Berns (schwedischer Experte) für die intensive Zusammenarbeit auf diesem Fachgebiet.
Als Convenor der Arbeitsgruppe ISO/TC 159/SC4/WG3 „Control, Workplace and Environmental Requirements“ führte er kompetent und konstruktiv die internationalen Experten in fachlichen Diskussionen, vermittelte zwischen interkulturellen und interdisziplinären Parteien und half ihnen bei der Konsensfindung. Zudem arbeitete er als Projektleiter an zahlreichen Grundlagennormen der ISO 9241-Reihe „Ergonomie der Mensch-System-Interaktion“. Besonders hervorzuheben sind dabei DIN EN ISO 9241-5 „Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten - Teil 5: Anforderungen an Arbeitsplatzgestaltung und Körperhaltung“ sowie DIN EN ISO 9241-6 „Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten - Teil 6: Leitsätze für die Arbeitsumgebung“. Diese spezifizieren und erläutern zentrale ergonomische Anforderungen für Bildschirmarbeitsplätze und stellen dadurch sicher, dass Arbeitsplätze so gestaltet werden, dass sie die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen fördern. Diese Normen sind entscheidend für die Prävention von Gesundheitsproblemen, wie Rückenschmerzen oder Augenbelastung, und tragen auch zur Steigerung der Produktivität bei.
Interdisziplinärer Einsatz für Ergonomie
Ebenfalls bemerkenswert ist sein unermüdlicher Einsatz zur Einbringung ergonomischer Gestaltungsprinzipien in fachfremden Bereichen außerhalb der Ergonomie, wie der Lichttechnik. Dabei verteidigte er als Liaison Officer die ergonomischen Prinzipien im ISO/TC 274 „Light and Lighting“ bzw. beim CIE (International Commission on Illumination) sowie national im NA 058-00-04 AA „Innenraumbeleuchtung mit künstlichem Licht“ und sorgte so für einen gremienübergreifenden konstruktiven Austausch und ein gegenseitiges Verständnis. In diesem Zusammenhang entstand die ISO/TR 9241-610 „Ergonomics of human-system interaction - Part 610: Impact of light and lighting on users of interactive systems“.