Der Hintergrund

Jedes Bauvorhaben birgt Risiken, die das Projektverteuern oder verzögern können. Seien es ungeplante Änderungen in einer fortgeschrittenen Phase oder ein mangelnder Austausch an Informationen zwischen den Beteiligten. Building Information Modeling, kurz BIM, verspricht dagegen effizienteres, transparenteres und termingetreueres Planen und Bauen. Bei der Methode fließen sämtliche planungs- und realisierungsrelevanten Informationen in ein virtuelles Bauwerksinformationsmodell ein, auf das die beteiligten Akteure Zugriff haben und indas sie Änderungen einpflegen können. Dieses digitale Modell begleitet den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes bis hin zum Rückbau. Ein BIM-Modell setzt sich aus vielen einzelnen Objekten mit genau definierten Eigenschaften zusammen. Dadurch ist es möglich, mit einem Klick beispielsweise Informationen über die Dicke, das Material und die Schichten einer Wand abzurufen. Bis vor kurzem gab es jedoch keinen Standard, der festlegt, wie die einzelnen Objekte zu beschreiben sind.

Die DIN SPEC

Das ermöglicht nun die BIM-Klassifikation nach STLB-Bau – DIN SPEC 91400: Sie definiert ein Klassifikations- und Beschreibungssystem für BIM-Objekte wie Wände, Fenster oder Sanitärausstattungen. Aus diesem eindeutigen Katalog möglicher Eigenschaften kann der Planer oder Architekt seine Auswahl treffen. Die DIN SPEC 91400 ist mit den Industry Foundation Classes (IFC) vereinbar. IFC ist ein genormtes Datenaustauschformat – der Standard wird in der etablierten internationalen Norm DIN EN ISO16739 „Industry Foundation Classes (IFC)“definiert. Über IFC-Dateien lassen sich BIM Modelle mit ihren Objekten einfach zwischen verschiedenen Software-Lösungen tauschen –und damit auch zwischen allen Parteien, die an einem Bauvorhaben beteiligt sind. Allerdings sind Bauteile und ihre charakteristischen Eigenschaften insbesondere im Hinblick auf nationale Anforderungen in der DIN EN ISO 16739 nicht spezifisch genug klassifiziert. „Die DIN SPEC 91400 schafft hier Abhilfe mit ihrem standardisierten Katalog der Bauteileigenschaften auf Grundlage des STLB-Bau – Dynamische Bau Daten (Standardleistungsbuch Bau)“, erläutert Dr. Gerald Faschingbauer, Workshopleiter bei der DIN SPEC und Geschäftsführer bei Dr. Schiller & Partner GmbH. „Die DIN SPEC 91400 besteht aus dem Spezifikationsdokument und aus einer Katalogdatei im IFC-Format.“

Die Katalogdatei steht dauerhaft kostenlos zum Download auf www.din-bauportal.de bereit.

Der Nutzen

BIM-Modelle lassen sich dank der DIN SPEC 91400 mit einheitlichen, redaktionell aufbereiteten Daten entsprechend der in Deutschland üblichen Fachnomenklatur anreichern. Die DIN SPEC 91400 schlägt dabei eine Brücke zwischen der Beschreibung von Bauteilen im BIM und der Beschreibung von Leistungen im STLB-Bau, das Architekten und Fachplaner zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen nutzen. Ein Vorteil:

„Aus dem Modell eines Gebäudes lassen sich so auf Knopfdruck Leistungsbeschreibungen mit den Arbeiten der einzelnen Gewerke ableiten. Das ermöglicht etwa einem bauausführenden Unternehmen, diese Informationen über IFC zu importieren und auf der Basis ein Angebot zu erstellen“,

sagt Sina Tiedke, zuständige Senior Projektmanagerin bei DIN. Praktisch: Bauteilgruppen und Bauteileigenschaften sind in der DIN SPEC 91400 mensch- und maschineninterpretierbar klassifiziert und IFC zugeordnet.Selbst für den Hauseigentümer können die Informationen nützlich sein, zum Beispiel bei späteren Reparaturen: Braucht er Daten zu einer defekten Pumpe oder zu einem beschädigten Fenster, ruft er diese einfach am Computer über die Objektliste auf.

Die Zusammenarbeit

Die DIN SPEC 91400 haben Vertreter dieser sechs Unternehmen und Verbände im PAS Verfahren (Publicly Available Specification)erarbeitet: Dr. Schiller & Partner GmbH,building SMART e.V., der Branchenverband CAFM RING, Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB), Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. sowie f:data GmbH.Bereits auf der zweiten Sitzung konnten die Beteiligten wesentliche Teile der neuen DINSPEC 91400 fertigstellen. Bei einem abschließenden Treffen der Gruppe wurde die Spezifikation endgültig verabschiedet und nur zwei Monate später von DIN veröffentlicht. Von der Erarbeitung der DIN SPEC inklusive Kommentierung durch die Öffentlichkeit bis zur Veröffentlichung dauerte es so in Summe nur rund neun Monate.

„Die DIN SPEC war so ein schneller und pragmatischer Weg, um der Baubranche diesen wichtigen Standard einfach zur Verfügung zu stellen“,

sagt Sina Tiedke.

Über DIN SPEC

Für den Erfolg einer Idee ist häufig entscheidend, wie schnell sie im Markt verbreitet wird. Die DIN SPEC ist der kürzeste Weg von der Forschung zum Produkt. Keine Konsenspflicht und kleinere agile Arbeitsgruppen ermöglichen es, eine DIN SPEC innerhalb weniger Monate zu erarbeiten. Die DIN SPEC ist ein hochwirksames Marketinginstrument, das dank der anerkannten Marke DIN für eine große Akzeptanz bei Kunden und Partnern sorgt. DIN sorgt dafür, dass die DIN SPEC nicht mit bestehenden Normen kollidiert, und veröffentlicht die Standards, auch international. Eine DIN SPEC kann die Basis für eine DIN-Norm sein. Weitere Publikationsformen der DIN SPEC sind Fachbericht und Vornorm.

Fünf Gründe für DIN SPEC

• Netzwerk: Der DIN SPEC-Prozess fördert den Austausch mit relevanten Marktteilnehmern. Das führt zu weiteren Netzwerken mit KeyPlayern: Die Anforderungen von Herstellern und Kunden fließen in den gemeinsamen Standard ein.
• Anerkannt: Weltweit bestens etabliert, sichert die Marke DIN maximales Vertrauen am Markt. Die Innovation genießt somit Akzeptanz bei potenziellen Anwendern und Investoren.
• Plug & Play: Durch den DIN SPEC-Prozess wird die Innovation mit dem aktuellen Stand der Technik abgestimmt. Anwender können somit ohne Hürden mit der Innovation arbeiten.
• Einfach: DIN organisiert das gesamte DIN SPEC-Projekt. Das spart Zeit, um sich auf die Inhalte und das Netzwerken zu konzentrieren.
• Schnell: DIN SPEC lassen sich innerhalb weniger Monate erstellen und veröffentlichen