Presse

2023-02-08

Mehr Nachhaltigkeit dank standardisiertem Datenformat

Umwelteinflüsse von Textilien, Autoreifen oder Smartphones jetzt besser vergleichbar

Frau sitzt in Fabrik-Büro
Frau sitzt in Fabrik-Büro
© AdobeStock/Gorodenkoff

Berlin, 8. Februar 2023. Der Faktor Nachhaltigkeit beeinflusst zunehmend die Kaufentscheidungen von Verbrauchern, Akteuren in Lieferketten und der öffentlichen Hand. Um die Nachhaltigkeit von Produkten bewerten und vergleichen zu können, müssen jedoch deren Umweltauswirkungen bekannt sein. Diese werden in Form von Ökobilanzen innerhalb und außerhalb der Lieferkette übermittelt. Das Problem: Unterschiedliche Berechnungs- und Bewertungsmethoden sowie individuelle Ergebnisdarstellungen erschweren eine einheitliche Datenverarbeitung und die Vergleichbarkeit alternativer Komponenten. Die DIN SPEC 91474 “Datenformat für den Austausch von Ökobilanzergebnissen zur Konfiguration modularer variantenreicher Produkte“ bietet hierfür eine grundlegende Lösung.

Ökobilanzen vereinheitlichen       

Modulare Produkte sind Produkte, die aus mehreren Komponenten und Bauteilen bestehen. Eine Outdoor-Jacke setzt sich beispielsweise aus verschiedenen Stoffen, Membranen, Reißverschlüssen und Garnen zusammen. Um die Umweltauswirkungen der gesamten Jacke zu betrachten, muss der Endprodukthersteller neben den internen Produktionseinflüssen auch die Ökobilanz der zugelieferten Komponenten berücksichtigen und zusammenführen. Bei einem einzigen Modell einer Jacke mag der Aufwand für den Umgang mit den Daten noch überschaubar sein. Bei einer Vielzahl an Varianten und komplexeren Produkten werden die Datenaggregation und der Vergleich von Komponenten ungleich schwerer möglich. Denn die Ökobilanzen dieser Komponenten unterscheiden sich je nach Hersteller sowohl in der Art der Erstellung als auch in der Darstellung der Ergebnisse.

Ein Datenformat für alle

Die DIN SPEC 91474 definiert Datenfelder, die einen Rahmen für die Bereitstellung umweltbezogener Informationen von Industrieprodukten darstellen. Damit werden die Voraussetzungen für einen vereinfachten Datenaustausch von Ökobilanzergebnissen geschaffen und eine automatisierte Datenerfassung für modulare Produkte ermöglicht. Gleichzeitig können die Umweltauswirkungen einzelner Komponenten besser miteinander verglichen werden. Mit dem Ziel einer branchenübergreifenden standardisierten Dokumentation und Weitergabe von Informationen zu Umweltauswirkungen kann ein solches Format auch Bestandteil eines digitalen Produktpasses werden.  

Daten schaffen Vertrauen

„Die Dekarbonisierung der Lieferkette erfordert repräsentative Daten. Hierzu ist ein Austausch von Ökobilanzergebnissen in der Wertschöpfungskette notwendig“, erklärt Joachim Aigner, Nachhaltigkeitsexperte bei W. L. Gore & Associates GmbH und Mitverfasser der DIN SPEC 91474. „Unternehmen haben jedoch unterschiedlich gute Prozesse der Datenerhebung und -aggregation, und das alleinige Ökobilanzergebnis kann dies verschleiern.“ Er plädiert daher dafür, dass Ökobilanzergebnisse von einheitlichen Metadaten und Datenqualitätsindikatoren flankiert werden sollten, um eine entsprechende Interpretation zu gewährleisten. Das Vertrauenslevel in einen Datenpunkt sei letztlich mindestens genauso wichtig wie der eigentliche Datenwert. „Das Datenformat der DIN SPEC ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung Transparenz der Ökobilanzen“, findet Aigner.

Auch die Initiatorin der DIN SPEC, Noemi Christensen, ist vom Mehrwert des neuen Standards überzeugt: “Die DIN SPEC 91474 setzt einen wichtigen Impuls für die weitere Diskussion, wie die Nachhaltigkeit variantenreicher Produkte bewertet und kommuniziert werden kann.” DIN lädt alle Interessierten ein, sich an der weiteren Bearbeitung zu beteiligen, um in einem großen Konsens das Potenzial eines standardisierten Datenformates in der Anwendung auszuschöpfen.

Bei Interesse an einer Mitarbeit und für weitere Informationen melden Sie sich gerne bei Nico Kimpel (nico.kimpel@din.de).


Diese DIN SPEC wurde nach dem PAS-Verfahren erarbeitet. Die Erarbeitung von DIN SPEC nach dem PAS-Verfahren erfolgt in DIN-SPEC-Konsortien und nicht zwingend unter Einbeziehung aller interessierten Kreise.

Die vorliegende DIN SPEC ging aus dem Projekt „ConCirMy“ (Förderkennzeichen 033R236) im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Initiative „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft— Innovative Produktkreisläufe (ReziProK)“ hervor.

Die DIN SPEC 91474 als PDF-Version wird kostenfrei über den Beuth WebShop zur Verfügung gestellt.


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DIN e. V.
Pressesprecher
Julian Pinnig

Am DIN-Platz
Burggrafenstraße 6
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Tel.: +49 30 2601-2812

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