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Internationale KI-Standards: Was jetzt auf dem Spiel steht
Gastbeitrag von Filiz Elmas-Arslan, AI Lead bei ISO und Leiterin Strategische Entwicklung Künstliche Intelligenz bei DIN
Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie entscheidet heute über Wettbewerbsfähigkeit, Sicherheit und Vertrauen. Doch während Unternehmen KI-Lösungen entwickeln und Staaten regulatorische Rahmen schaffen, wächst ein Risiko: die globale Fragmentierung. Unterschiedliche Regeln, unterschiedliche Prüfverfahren, unterschiedliche Erwartungen. Für viele Unternehmen bedeutet das: höhere Kosten, mehr Komplexität, weniger Tempo.
Genau deshalb ist der International AI Standards Summit in Seoul am 2. und 3. Dezember 2025 mehr als ein Fachtreffen. Er ist ein Test, ob die Welt in der Lage ist, gemeinsame Leitplanken für KI zu setzen – in einer Zeit, in der technologische Souveränität zunehmend auch geopolitische Bedeutung hat.
Ein Gipfel, der Interessen ausgleicht – nicht nur Technik definiert
Rund 300 Expertinnen und Experten aus Normung, Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft kommen zusammen, organisiert von ISO, IEC, ITU und KATS. Hinter den Kulissen geht es nicht nur um technische Spezifikationen. Es geht darum, wie offene Märkte erhalten, Vertrauen aufgebaut und Innovationszyklen beschleunigt werden können, während Staaten gleichzeitig ihre eigenen Werte und Sicherheitsinteressen schützen wollen.
In meiner Funktion bei DIN und als AI Lead bei ISO begleite ich gemeinsam mit Christoph Winterhalter, CEO von DIN und Vice President Policy der ISO, die Diskussionen. Unser Fokus: Wie lassen sich nationale Erfahrungen – etwa aus Europa mit dem AI Act – in globale Standards übersetzen, ohne neue Barrieren zu schaffen?
Vier Fragen, die über die Zukunft von KI entscheiden
Damit KI weltweit skalierbar und verantwortungsvoll einsetzbar bleibt, müssen wir Antworten auf vier zentrale Fragen finden:
- Wie integrieren wir sozio-technische Aspekte systematisch in Standards?
KI ist nicht nur Technik. Sie verändert Arbeitsweisen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsprozesse. - Wie verhindern wir, dass sich Regulierungsmodelle weltweit voneinander abkoppeln?
Nur wenn EU, USA und Asien anschlussfähig bleiben, können Unternehmen KI-Produkte global vermarkten. - Wie machen wir Standards überprüfbar – nicht nur definierbar?
Ohne klare Prüfverfahren und international harmonisierte Kriterien entsteht kein Vertrauen in KI-Systeme. - Wie stärken wir globale Teilhabe, damit KI keine Frage von Marktgröße wird?
Gemeinsame Standards schaffen faire Voraussetzungen – auch für Länder am Anfang ihrer KI-Transformation.
Warum dieser Summit ein Wendepunkt sein kann
Internationale Standards sind heute ein strategisches Werkzeug. Sie ermöglichen skalierbare Innovation, reduzieren Kosten und schaffen Rechtssicherheit. Vor allem aber verhindern sie, dass KI zu einem geopolitischen Flickenteppich wird.
Für DIN bedeutet das:
- Brücken bauen zwischen Regulierung und Innovation,
- europäische Werte global einbringen,
- und gemeinsam mit ISO und Partnern ein Fundament schaffen, das KI verlässlich, sicher und international kompatibel macht.
Der AI Standards Summit ist ein wichtiger Schritt – nicht nur, um technische Fragen zu klären, sondern um die Grundlagen für einen global vertrauenswürdigen KI-Markt zu legen.
Mehr erfahren?
Was Normen und Standards konkret zur Gestaltung verantwortungsvoller KI beitragen, finden Sie auf unserer Themenseite Künstliche Intelligenz