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Der AI Act in der Praxis
FAQ zur europäischen Normung
Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie prägt unseren Alltag und die Wirtschaft schon heute. Mit dem AI Act hat die Europäische Union 2024 weltweit Neuland betreten und erstmals einen umfassenden Rechtsrahmen für den verantwortungsvollen Umgang mit KI geschaffen. Damit soll der Spagat gelingen: Innovationen ermöglichen, aber gleichzeitig Sicherheit, Transparenz und den Schutz von Grundrechten sicherstellen.
Normen spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie übersetzen rechtliche Anforderungen in konkrete technische Vorgaben und machen sie so für Unternehmen, Forschung und Anwender*innen praktisch umsetzbar.
In diesem FAQ finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zur europäischen Normung, zur Rolle von Standards im Zusammenhang mit dem AI Act und dazu, wie DIN gemeinsam mit Partnern in Europa die Grundlagen für vertrauenswürdige KI schafft.
Was versteht man unter europäischer Normung?
Europäische Normung bedeutet, dass in Europa gemeinsame technische Regeln und Empfehlungen entwickelt werden – „europäische Normen“ und „harmonisierte europäische Normen“. Dadurch sollen Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen EU-Mitgliedstaaten gleich bewertet und verwendet werden können. Gerade bei neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) ist es wichtig, gemeinsame Spielregeln zu entwickeln, zum Beispiel zu Sicherheit, Transparenz oder Qualität.
Was ist eine europäische Norm?
Europäische Normen (EN) sind gemeinsam entwickelte, europaweit gültige Regeln. Sie legen technische oder organisatorische Anforderungen fest, zum Beispiel für Produkte, Verfahren, Dienstleistungen oder Sicherheit. Eine europäische Norm wird von allen Mitgliedsländern der entsprechenden Normungsorganisation (etwa CEN oder CENELEC) übernommen. In jedem Land ersetzt sie nationale Regeln zu diesem Thema – in Deutschland wird sie dann zur DIN-EN-Norm.
Was ist eine harmonisierte europäische Norm?
Das ist eine besondere Form der europäischen Norm, die im Rahmen eines EU-Rechtsakts (etwa einer Verordnung oder Richtlinie) erstellt wird. Grundlage ist ein Auftrag der Europäischen Kommission an eine Normungsorganisation. Eine harmonisierte europäische Norm enthält technische Anforderungen, die notwendig sind, um die Konformität mit bestimmten EU-Vorgaben nachzuweisen. Wenn ein Unternehmen eine solche Norm anwendet, kann es davon ausgehen, dass sein Produkt oder Verfahren die Anforderungen der entsprechenden Richtlinien erfüllt („Konformitätsvermutung“).
Welche Organisationen sind an der europäischen Normung beteiligt?
Das sind:
- CEN (Europäisches Komitee für Normung): Verantwortlich für viele technische und industrielle Bereiche wie Maschinenbau, Umwelt, Dienstleistungen oder Gesundheit.
- CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung): Zuständig für Normen im Bereich der Elektrotechnik, wie elektrische Sicherheit oder Energieeffizienz.
- ETSI (Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen): Entwickelt Normen im Bereich Telekommunikation, Funktechnologien und digitale Kommunikation.
- Nationale Normungsorganisationen wie DIN (Deutsches Institut für Normung): Diese vertreten das jeweilige Land bei CEN und CENELEC. Deutschland wird durch DIN repräsentiert.
Wie arbeitet die EU mit den europäischen Normungsorganisationen zusammen?
Die Europäische Kommission kann die europäischen Normungsorganisationen CEN, CENELEC und ETSI damit beauftragen, europäische Normen zu entwickeln. Diese Normen konkretisieren gesetzliche Anforderungen, beispielsweise aus dem AI Act. Die EU formuliert somit die Ziele – und die Normungsorganisationen erarbeiten die passenden technischen Regeln.
Wie hängen europäische Normen und Gesetze zusammen?
Europäische Gesetze legen grundlegende Anforderungen fest, etwa zur Sicherheit, zum Datenschutz oder zur Fairness bei Produkten und Dienstleistungen. Europäische Normen beschreiben praxisnahe und einheitliche Lösungen, wie diese Anforderungen im Alltag erfüllt werden können – etwa durch Prüfverfahren oder Qualitätsmerkmale.
Was ist der AI Act (KI-Verordnung) der EU?
Der AI Act ist ein Gesetz der Europäischen Union, das den Einsatz von Künstlicher Intelligenz regeln soll. Dieser Rechtsrahmen ist im August 2024 in Kraft getreten. Ziel ist es unter anderem, Sicherheit, Transparenz, Fairness und Grundrechte zu schützen – und gleichzeitig Innovation zu ermöglichen. Die Anforderungen formuliert der Gesetzgeber, harmonisierte Europäische Normen (hEN) sollen diese technisch konkretisieren. Unternehmen, die in der EU ein KI-System anbieten oder betreiben, müssen sicherstellen, dass ihr Produkt dem AI Act entspricht. Pflichten und Anforderungen für Unternehmen hängen dabei davon ab, welches potenzielle Risiko mit dem konkreten KI-System verbunden wird. Die höchsten Anforderungen gelten für Hochrisiko-KI-Systeme.
Wie helfen Normen dabei, die Anforderungen des AI Act umzusetzen?
Normen klären unter anderem Aspekte wie:
- Wie wird ein Risiko bei einem KI-System bewertet?
- Welche Anforderungen gelten für die Trainingsdaten?
- Wie kann die menschliche Kontrolle über ein System gesichert werden?
Wer erarbeitet die Normen zum AI Act?
Die Europäische Kommission hat für den AI Act ein Normungsmandat vergeben. CEN und CENELEC haben die Aufgabe übernommen und einen gemeinsamen Ausschuss gebildet, das Joint Technical Committee 21 Artificial Intelligence (JTC 21). Innerhalb dieses Ausschusses erarbeiten Expertinnen und Experten der nationalen Normungsorganisationen in Arbeitsgruppen erste Entwürfe für die neuen Normen. Spiegelgremien in den EU-Mitgliedsstaaten arbeiten diesen Arbeitsgruppen zu.
Gibt es schon Normen zum AI Act?
Erste Entwürfe werden ab Herbst 2025 erwartet.
Welche Rolle spielt DIN bei der Normung zum AI Act?
Bei CEN und CENELEC beziehungsweise im JTC 21, das als europäisches Gremium die harmonisierten Normen erarbeitet, gilt das nationale Delegationsprinzip. Sogenannte Spiegelgremien erarbeiten in den Mitgliedsländern die nationalen Stellungnahmen. In Deutschland haben DIN und DKE dies übernommen.
Wie wird der AI Act durch Normen in Deutschland umgesetzt?
In Deutschland werden die europäischen Normen zum AI Act von DIN übernommen – als DIN-EN-Normen. Unternehmen, Behörden und andere Organisationen können diese nutzen, um die Anforderungen der KI-Verordnung zu erfüllen.
Welche Vorteile erhalten Unternehmen und Verbraucher*innen durch europäische Normen zum AI Act?
Unternehmen profitieren dank Europäischer Normen unter anderem durch:
- Rechtssicherheit: Praktische Umsetzung gesetzlicher Anforderungen
- Marktzugang: Einfache CE-Kennzeichnung dank harmonisierter europäischer Normen.
- Vertrauen: Anwendung von Normen zeigt Verantwortung gegenüber Kunden und Partnern.
Verbraucher*innen profitieren etwa durch:
- Sicherheit: Zuverlässige und robuste KI-Systeme.
- Transparenz: Nachvollziehbare Funktionsweise des Systems und Verwendung von Daten.
- Fairness: Diskriminierungsfreie und grundrechtskonforme Anwendung.
Weiterführende Informationen zum Thema AI Act
Auf unserer Themenseite zum AI Act erfahren Sie mehr zur Rolle der Normung, den Risikostufen des AI Acts und wie Sie die KI-Normung mitgestalten können