NA 051

DIN-Normenausschuss Kommunale Technik (NKT)

2022-06-16

DIN 30762 setzt Maßstäbe für autarke Sanitärsysteme ohne Wasseranschluss

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Ein wesentliches Problem der Sanitärversorgung in Gebieten mit unzureichenden Infrastruktursystemen besteht in der Tatsache, dass herkömmliche, wasserbasierte Sanitärsysteme bestehend aus Spültoilette, Schwemmkanalisation, und Kläranlage, auf die dauerhafte Verfügbarkeit von Wasser angewiesen sind.

Sanitärsysteme, die Wasser als Transportmedium zwingend benötigen, können in Gebieten mit unzureichenden Infrastruktursystemen aus finanziellen, technischen und/oder ökologischen Gründen oftmals nicht implementiert werden und bieten somit keine nachhaltige Sanitärlösung. Hierzu zählen ländlich strukturierte Gebiete, Einzelgrundstücke im Außenbereich, Sanitäranlagen in Grün-, Park- und Kleingartenanlagen oder temporäre Einrichtungen, wie Baustellen, Event- und Festivaltoilettenanlagen. 

Ein weiterer Nachteil solcher Systeme ist die mangelnde Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsprinzips. Die Rückgewinnung im Abwasser enthaltener Ressourcen ist in der konventionellen Siedlungswasserwirtschaft der Behandlung und Entsorgung untergeordnet.

Die getrennte Erfassung der Stoffströme Urin und Fäzes ist dahingehend beispielsweise durch den Einsatz von modernen Trocken(‑trenn)toiletten möglich. Im Vergleich zu den wasserbasierten Systemen reduzieren Sanitär­systeme ohne Wasser als Transportmedium (SanoWa) — d. h. ohne Anschluss an Wasserversorgung und Kanalisation — deutlich das Volumen der zu behandelnden Stoffströme. Die getrennte Behandlung erlaubt Wertschöpfung, wo dies bisher nicht möglich war. Ressourcen können leichter zurückgewonnen werden, der Wasserverbrauch reduziert und die Effizienz und Flexibilität der Systeme erhöht werden.

In Deutschland gibt es daher verstärkt Initiativen, bestehende Konzepte für Trockentoiletten zu implementieren. Insbesondere an dezentralen Standorten sind wasserlose Sanitärlösungen zunehmend beliebt.

Zwar gibt es eine Vielzahl technischer Varianten für Sanitärsysteme ohne Wasser als Transportmedium, bisher jedoch keine Norm, die allgemeine Kriterien für das Design, bauliche Anforderungen sowie die Prüfung der Funktionsfähigkeit der Anlagen vorgibt.

Daher hat nun ein Team international und national agierender Wasserwirtschaftler*innen aus dem Arbeitsausschuss NA 051 BR-05 SO „Autarke Sanitäranlagen“ des DIN-Normenausschusses Kommunale Technik (NKT) eine Norm für den deutschsprachigen Raum ausgearbeitet, um Genehmigungsbehörden, Planer*innen, Anwender*innen und Interessierten Kreisen eine verlässliche Basis für den Einsatz von Sanitärsystemen anzubieten, die ohne Anschluss an Wasserversorgung und Kanalisation betrieben werden können.

DIN 30762:2022 beinhaltet Grundlagen, Anforderungen, und Produktmerkmale für Trockentoiletten, Trockentrenntoiletten, Komposttoiletten und Einstreutoiletten und ist bereits über den Beuth Verlag verfügbar. 

Ziel dieser Norm ist es durch Kriterien für das Design und bauliche Anforderungen ein hohes Maß an Qualität, Komfort und Sicherheit zu erreichen und zu erhalten. Hierzu gehören auch Hinweise zur weiterführenden Behandlung der Stoffströme, womit die Brücke geschlagen wird zu DIN SPEC 91421:2020, Qualitätssicherung von Recyclingprodukten aus Trockentoiletten zur Anwendung im Gartenbau.