Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig

Interview mit Dr. Ralf-Peter Kapsch, Leiter der Arbeitsgruppe "Hochenergetische Photonen- und Elektronenstrahlung"

Die PTB-Zentrale in Braunschweig
© Physikalisch-Technische Bundesanstalt

Weil Standards das Maß aller Dinge sind: Die PTB sorgt durch kontinuierliche Normungsarbeit für
Einheitlichkeit im Messwesen.

„Neben der fachlichen Arbeit mit DIN verbindet uns auch eine Verantwortung für die politische
Dimension und die breite öffentliche Wirkung unserer Tätigkeit.“

Das Interview

Warum und seit wann engagieren Sie sich in der Normung?
Als Bundesoberhörde für das Messwesen erfüllen wir bei der PTB ja einen gesetzlichen Auftrag. Dazu gehört es, neben vielen anderen Feldern, auch für die Heilkunde die Einheitlichkeit im Messwesen sicherzustellen – das erreichen wir u.a. durch Normen und Standards. Dafür bin ich seit Oktober 2002 speziell im Bereich der Dosimetrie für die Strahlentherapie bei DIN aktiv

In welchen Normungsgremien sind Sie vertreten?
Ich arbeite im Normenausschuss Radiologie sowie im Arbeitsausschuss „Dosimetrie“ mit. In der PTB bin ich natürlich unter 1900 Kolleginnen und Kollegen nur einer von vielen, die sich in deutschen Normungsgremien engagieren – etliche von uns tun das auch bei ISO auf der internationalen Ebene.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihre persönliche Gremienarbeit beeinflusst?
Mir geht es sicher genauso wie vielen anderen auch: Der persönliche Austausch fehlt. Andererseits laufen unsere Online-Meetings jetzt komprimierter und konzentrierter ab. Die Intensität der Arbeit hat zugenommen und auch die Disziplin. Dadurch schaffen wir in derselben Zeit viel mehr. Und weil wir auch weniger reisen, hat sich die zeitliche Belastung insgesamt verringert.

Was ist Ihnen bei der Normungsarbeit besonders wichtig?
Mein Fokus liegt eindeutig auf der fachlichen Diskussion außerhalb der Behörde. Nur so bekomme ich Einblick in die Themen und Probleme, die z.B. Unternehmen und Kliniken bewegen. Durch den Perspektivwechsel verstehe ich, wo es bei der Anwendbarkeit unserer behördlichen Vorgaben möglicherweise hakt. Das finde ich richtig wichtig.

Konnten Sie schon Normen auf den Weg bringen?
An Normenentwicklungen war ich schon des öfteren beteiligt, immer im Bereich der Dosimetrie in der Strahlentherapie. Einmal als Teilnehmer in Normenausschüssen und federführend auch in einem Arbeitskreis.

Welche Vorteile hat Ihre Behörde dadurch am Markt?
Wir sitzen ja bei der PTB nicht im Elfenbeinturm, sondern beteiligen uns an gesellschaftlich notwendigen Prozessen. Auf diese Weise bekommen wir ständig Rückmeldung zu relevanten und aktuell interessanten Themen.

An welchen Netzwerkveranstaltungen nehmen Sie teil – was vermissen Sie bei DIN?
Ich engagiere mich vorrangig im Arbeitsausschuss Dosimetrie, damit bin ich sehr gut ausgelastet. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Neulinge die Abläufe bei DIN als sperrig und umständlich empfinden. Deshalb wäre es gut, wenn DIN die Einstiegshürden z.B. durch ein Mentoring verringern würde. Dann versteht man auch sofort, wie notwendig und sinnvoll die Formalitäten sind

Welchen Tipp geben Sie Unternehmen, die in der Normung aktiv werden wollen?
Auf jeden Fall mitmachen. Und zwar nicht erst bei konkreten Projekten, sondern direkt einsteigen und schauen, wie der Hase läuft. Nur so kann man richtig einschätzen, welche Ressourcen man für die Mitarbeit bei DIN braucht, seien es finanzielle, personelle oder zeitliche Ressourcen.

Welche Zukunftsthemen kommen auf Ihre Branche zu? Wie können Normen dabei helfen?
Ich sehe verschiedene Medizin-Innovationen, die geradezu nach Normung rufen. Da wären insbesondere die bildgeführte und die adaptive Strahlentherapie. Dazu kommt der Bereich der neuronalen Netze und natürlich die Künstliche Intelligenz.


Ihr Kontakt

DIN e. V.
Mitgliederservice

E-Mail: inside@din.de
Tel: 030 2601-2020

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Versuchsaufbau an einem klinischen Linearbeschleuniger
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Forschungsbeschleuniger für Grundlagenuntersuchungen in der Dosimetrie
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Über die PTB

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Institution: Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Fachbereich: Metrologie
Mitabeiterzahl: 1900
Standorte: Braunschweig und Berlin
international tätig: Weltweite Schwesterinstitute, die wichtigsten und größten in Großbritannien,
den USA und Kanada