Verleihung der Beuth-Denkmünze an Prof. Dr. rer. nat. Hartwig Steusloff

Rüdiger Marquardt, Mitglied des DIN-Vorstandes (li.), überreicht Prof. Dr. Hartwig Steusloff die Beuth-Denkmünze
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Für sein jahrelanges Engagement, im Sinn der von ihm mit verfassten Deutschen Normungsstrategie die Unterstützung von Innovation und Technikkonvergenz durch Normung und Standardisierung voranzutreiben, wurde Herrn Prof. Dr. rer. nat. Hartwig Steusloff am 11. Februar 2016 die Beuth-Denkmünze verliehen. Damit ehrt DIN die langjährige und erfolgreiche Tätigkeit von Herrn Prof. Steusloff als Vorsitzender der DIN-Präsidialausschüsse SO-FIE und FOCUS.ICT.

Sein Studium der Nachrichtentechnik an der TU Darmstadt und der TU München beendete Hartwig Steusloff 1963 als Dipl.-Ing. Nach 6-jähriger Tätigkeit in der Luftfahrtindustrie wechselte er 1968 als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fraunhofer-Gesellschaft in Karlsruhe, wo er 1977 an der Fakultät für Informatik der Universität (TH) Karlsruhe mit einem Thema aus dem Gebiet der formalen Sprachen promovierte. 1984 wurde er zum Leiter des Fraunhofer-Instituts für Informations- und Datenverarbeitung (IITB) in Karlsruhe berufen. Seit 1988 ist Prof. Steusloff Honorarprofessor an der Fakultät für Informatik der Universität (TH),  Karlsruhe. Ab seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2004 berät Herr Prof. Steusloff als „Bevollmächtigter Berater“ die Institutsleitung zunächst des IITB sowie heute des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB).

Herr Prof. Steusloff wurde am 22. März 2002 als neues Mitglied des Sonderausschusses des DIN-Präsidiums „Entwicklungsbegleitende Normung“ (EBN) vorgestellt. Von diesem Tag an unterstützte er den Ausschuss maßgeblich bei dessen Zielen, Fachleute zur Mitarbeit in der Normung zu motivieren, EBN-relevante Themen zu identifizieren, Empfehlungen und Ratschläge zur Behandlung der identifizierten Themen zu erarbeiten und die Förderung des Gedankens der EBN in der Öffentlichkeit aktiv mitzugestalten. Dabei war es stets sein Ziel, den Wissens- und Technologietransfer in Gebieten mit hohem Innovationsgrad zu fördern und zu beschleunigen.

Im Juli 2006 wurde Herr Prof. Steusloff zum Vorsitzenden dieses Sonderausschusses gewählt. Innerhalb des ersten Jahres unter seinem Vorsitz wurde die Bezeichnung des Sonderausschusses angepasst, der seit Juni 2007 unter dem Namen SO-FIE „Sonderausschuss Forschung, Innovation und Entwicklung“ geführt wird. Damit wurde den erweiterten Aufgaben des Ausschusses, insbesondere im Zusammenhang mit den Projekten „Innovation/Transfer mit Normen und Standards“ (INS/TNS) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), entsprochen. Die grundsätzlichen Aufgaben und Ziele änderten sich jedoch nicht und somit war es von nun an die Aufgabe von Herrn Prof. Steusloff, den Ausschuss zu lenken, um Innovationen noch stärker mit Normung und Standardisierung zu verknüpfen.

Und während dieser Zeit als Vorsitzender von SO-FIE führte Herr Prof. Steusloff die Entwicklungsbegleitende Normung hin zu einem strategischen Instrument, sodass Normung und Standardisierung integrale Bestandteile der technischen Neuerungen und der damit verbundenen Forschung und Entwicklung wurden. Unter seiner Leitung wurden kontinuierlich neue und zukunftsweisende Themen identifiziert und als strategische Entscheidungsgrundlage dem DIN-Präsidium präsentiert.

Die Entwicklung innovativer Themen für die Normung und Standardisierung, die Vernetzung von Normung und Standardisierung mit der Forschung und die Verankerung des Normungsgedanken in  Forschung und Lehre sowie im Mittelstand waren nur einige Punkte, die Herr Prof. Steusloff im Laufe seiner Amtszeit engagiert verfolgte und steuerte. Wichtig dabei war ihm die Vermittlung einer querschnittlichen Sicht auf die Normung bei allen Gremien von DIN entsprechend den Zielen der Deutschen Normungsstrategie.

Am 1. Januar 2015 übergab Herr Prof. Steusloff sein Amt als Vorsitzender von SO-FIE an seinen Nachfolger.

Als Geburtsstunde von FOCUS.ICT kann der denkwürdige Workshop des damaligen Strategieausschusses für die Standardisierung in der Informations- und Kommunikationstechnik im DIN, kurz SICT, im Februar 2005 betrachtet werden. Als Ergebnis dieses Workshops wurde dem DIN-Präsidium empfohlen, den Strategie-ausschuss durch einen Präsidialausschuss abzulösen, der für die Umsetzung der Deutschen Normungsstrategie im IKT-Bereich verantwortlich sein und ggf. auch Weisungsbefugnis gegenüber den Normungsgremien in Deutschland haben sollte.

Mit der Gründung von FOCUS.ICT im Juni 2005 wurde Herr Prof. Steusloff zum Vorsitzenden berufen. Seitdem hat er sich nachhaltig für dessen Mission und hier insbesondere für das Ziel 4 der Deutschen Normungsstrategie „Normung und Standardisierung sowie die Normungsorganisationen fördern die Technikkonvergenz“ eingesetzt und in diesem Sinn für einen thematisch breiten und offenen Diskurs gestanden, der immer zum Ziel hatte, jenseits der Grenzen von Disziplinen und Organisationen Ansätze und Lösungen für innovative, technikkonvergente und querschnittliche Fragestellungen zu finden. Unter der Leitung von Herrn Prof. Steusloff konnte FOCUS.ICT immer wieder wichtige Impulse geben, so zum Beispiel für die Behandlung von Smart Grids auf nationaler und internationaler, insbesondere auch europäischer Ebene oder für die Einrichtung der Koordinierungsstelle IT-Sicherheit.

Herr Prof. Steusloff hat die Notwendigkeit und die Vorteile der Normung auch und gerade im Bereich innovativer und technikkonvergenter Querschnittsentwicklungen zu hochgradig vernetzen und dadurch hoch komplexen Systemen (wie den Energie-, IKT- und Verkehrssystemen) frühzeitig erkannt. Die Notwendigkeit, dass ein sich in dieser Richtung weiter entwickelnder Stand von Technik und Wissen als allgemein anerkannte Regel der Technik international, innerhalb Europas oder national niedergeschrieben werden muss, um sie jedermann zur Anwendung empfehlen zu können, ist offensichtlich. Vereinfacht: Ein komplexes System kann nur dann sicher und wirtschaftlich funktionieren, wenn alle seine Komponenten zu kontrollierter  Interaktion und damit Kooperation fähig sind. Das wird durch Normung wesentlich unterstützt. Herr Prof. Steusloff hat in besonderem Maße dazu beigetragen, diese Erkenntnis in eine Breite zu tragen, die man mit Normung nicht in Verbindung gebracht hätte.

Anlässlich der 30. Sitzung von FOCUS.ICT am 11. Februar 2016 dankte der Vorstand von DIN Herrn Prof. Steusloff für sein außerordentliches Engagement in der Normung und zeichnete ihn mit der Verleihung der Beuth-Denkmünze aus.