Daten-gestützte Agrar- und Lebensmittelsysteme
Heutige Agrar- und Lebensmittelsysteme stehen vor enormen Herausforderungen. Digitale Technologien können hierbei vielfach zur Lösung beitragen – bisher fehlt es aber oft an Interoperabilität der verschiedenen Systeme. Diese müssen nahtlos miteinander kombinierbar sein, um Daten zu transportieren und sie bestmöglich zu nutzen. Normen und Standard stellen hierbei ein wichtiges Werkzeug dar, um Interoperabilität zu stärken.
Im Oktober 2023 wurde aus diesem Grund ein neues Technisches Komitee (eng.: Technical Committe, kurz TC) bei der Internationalen Standardisierungsorganisation (ISO) beschlossen. Das von DIN beantragte ISO/TC 347 wird Normen und Standards rund um daten-gestützte Agrar- und Lebensmittelsysteme erarbeiten und so interoperable Systeme unterstützen.
Scope und internationale Beteiligung
Der Fokus des ISO/TC 347 sind Normungsaktivitäten zur ganzheitlichen und prinzipienbasierten Entscheidungsoptimierung. Im Vordergrund stehen Herausforderungen im Hinblick auf Interoperabilität wie eine einheitliche Agrarsemantik, standardisierte Datenformate in Agrar- und Lebensmittelsystem, das Datenmanagement von Tierzucht und Tierhaltungsaktivitäten und das Thema Urban Farming. DIN übernimmt dabei die Leitung des Sekretariats und die US-amerikanische Standardisierungsorganisation (ANSI) stellt die Chairperson.
Mitarbeit auf nationaler Ebene
Um nationale Interessen auf internationalem Level im ISO/TC 347 einzubringen, wurde bei DIN die Struktur eines nationalen Spiegelausschusses eingerichtet. Hier sind die nationalen interessierten Kreise organisiert, um ihre Interessen gemeinsam zu diskutieren, nationale Normungs- und Standardisierungsprojekte zu initiieren und einen Konsens zu bilden. Die Delegation für die internationale Arbeit bei ISO wird innerhalb dieses nationalen Spiegelausschusses beschlossen.
Am 16. Januar 2024 fand die Gründungssitzung des nationalen Spiegelausschusses bei DIN e.V. in der Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin statt, zu der Teilnehmer*innen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft wie Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichen Hand zusammenkamen. Gemeinsam wurde sich auf den Namen „Daten-gestützte Agrar- und Lebensmittelsysteme“ geeinigt und Dr. med. Christan Hennig zur Obperson gewählt.
Wenn Sie an der Mitarbeit oder zusätzlichen Informationen interessiert sind, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.
Hintergrund
Die Gründung des ISO/TC 347 war eine der zentralen strukturellen Empfehlungen eines bei ISO angesiedelten, temporären Gremiums, der ISO Strategy Advisory Group (SAG) Smart Farming. Unter gemeinsamer Leitung von ANSI und DIN erarbeiteten über 150 Expert*innen in 18 Monaten internationaler Zusammenarbeit eine Normungsroadmap Smart Farming. Diese gibt fachliche und strukturelle Empfehlungen für die Normungsarbeit rund um datengetriebene Agrar- und Lebensmittelsysteme.
Die Expert*innen aus über 20 Ländern haben im Rahmen der Arbeiten an der Roadmap die Standardisierungslandschaft entlang der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette analysiert und dabei neun Themenfelder im Hinblick auf die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG´s) untersucht. Dazu gehören Pflanzenbau, Viehzucht, urbane Landwirtschaft, Begrifflichkeiten und Semantik, soziale Aspekte, Lieferkette, Erstausrüster, Klimaanpassung und Umwelt sowie Daten.
Kernstück der Roadmap sind umfassende Empfehlungen für neue Normungsprojekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette als auch strukturelle Empfehlungen für die internationale Zusammenarbeit in dem Themengebiet. Im Fokus stehen dabei die Entwicklung einer einheitlichen Agrarsemantik und grundlegenden Anforderungen für datengetriebene Systeme im Agar- und Lebensmittelbereich.
Zu den strukturellen Empfehlungen zählen neben der Gründung des neuen ISO/TC 347 die Etablierung eines ISO-internen Koordinierungsgremiums unter Einbindung der 32 für das Thema Smart Farming relevanten ISO/TC (Smart Farming Coordination Committee). Außerdem wurde die Umsetzung einer internationalen Workshop-Vereinbarung (eng.: Internationale Workshop Agreement, kurz IWA) zur Erarbeitung einer Datenreferenzarchitektur als vornormatives Dokument empfohlen.
