DIN Verbraucherrat

2018-06-29

Auf dem Weg zu umweltfreundlicheren Bauprodukten?

Hinweisschild auf umweltfreundliche Bauprodukte
© Fotolia / M_AleksandarMijatovic

Die europäische Verbraucherorganisation ANEC hatte in der Vergangenheit immer wieder die Kennzeichnung von Bauprodukten mittels einer EPD (Environmental Product Declaration) auf der Basis von Ökobilanzen kritisiert. Ungeachtet zahlreicher Vorteile der Methode zur Abbildung der Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus des Produktes wird sie aufgrund der fehlenden Quantifizierbarkeit bestimmter Umweltauswirkungen sowie Datenlücken und Rechengenauigkeiten von ANEC für den Zweck des Labelling von Produkten als ungeeignet erachtet. Die den EPD zugrunde gelegte europäische Norm EN 15804 „Nachhaltigkeit von Bauwerken - Umweltproduktdeklarationen - Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte“ wurde jetzt überarbeitet, wobei die Einspruchsfrist Anfang Mai 2018 endete.

Die ursprüngliche Norm wurde nur in den Punkten verändert, die die Europäische Kommission vorher im Rahmen eines Mandates in Auftrag gegeben hatte. Der Hintergrund war der Wille der Kommission, die Indikatoren und zugehörigen Rechenregeln zwischen EPD und PEF (Product Environmental Footprint) anzugleichen. Auch PEF basiert auf Ökobilanzdaten und wird von der Kommission als Informationsinstrument derzeit getestet. Wesentliche Probleme bei der Angleichung war der Umgang mit den Indikatoren Humantox und Ökotox, die die Auswirkungen eines Produktes auf Mensch und Natur spezifizieren sollen. Beide werden auf Basis der Methode USEtox berechnet, die einen wissenschaftlichen Konsens zur Beschreibung der Auswirkungen der Emissionen chemischer Substanzen auf Mensch und Umwelt über den gesamten Lebenszyklus des Produktes darstellt, und nicht den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit z. B. im Hinblick auf die Kanzerogenität wird von der Herstellung eines Produktes über seine Nutzungsphase bis zur Entsorgung (z. B. Verbrennung, bei der krebserregende Stoffe freigesetzt werden können) aufaddiert und sagt als Summenparameter wenig über die konkrete Gefährdung während der Nutzungsphase aus.

Immerhin wird aber darüber Auskunft gegeben, ob bei Verarbeitung und Entsorgung potentielle human- und ökotoxische Gefährdungen auftreten. Die Methode USEtox gilt unter Fachleuten nicht zuletzt deswegen als umstritten, weil geeignete Hintergrunddaten fehlen. Diese durch die produzierende Industrie erstellen zu lassen, war eine Intention der Überarbeitung der Norm. Es bleibt abzuwarten, ob diese aus Verbrauchersicht zu begrüßende Änderung auf Europäischer Ebene im Rahmen der Beratung der Kommentare zum Entwurf DIN EN 15804/A2 erhalten bleibt.

Ihr Kontakt

DIN e. V.
Guido Hoff

Am DIN-Platz
Burggrafenstraße 6
10787 Berlin

Zum Kontaktformular