NA 042

DIN-Normenausschuss Holzwirtschaft und Möbel (NHM)

2022-12-07

ISO/TC 287: Nachhaltige Prozesse für Holz und Holzprodukte

Aktuelle Entwicklungen

→     Prof. Michael Köhl
Universität Hamburg, Institut für Holzwissenschaften, Weltforstwirtschaft

→     Bernd Trepkau
Wasser, Luft, Technik & Ressourcen (WLTR),  Ressourcen & Technik (RuT) bei DIN


Das Technische Komitee ISO/TC 287 ging 2019 aus dem Projektkomitee ISO/PC 287 Lieferkette von Holz und Holzprodukten hervor. Das ISO/PC 287 ist 2014 als sogenanntes „Twinning-Projekt“ in Zusammenarbeit zwischen DIN (Deutschland) und ABNT (Brasilien) gegründet worden. Das Projektkomitee hat seine Aufgabe im Jahr 2018 mit der Veröffentlichung von ISO 38200 Lieferkette von Holz und Holz basierten Produkten abgeschlossen. Die DIN ISO 38200 ist als Ausgabe Juni 2019 veröffentlicht worden.


Das Technische Komitee ISO/TC 287 befasst sich neben der Lieferkette und Sorgfaltspflicht u. a. mit den Themen der Nachverfolgung und Wareneingangskontrolle sowie mit innovativen, nachhaltigen Produkten und Prozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das Sekretariat wird von ABNT (Brasilien) geführt. Das Komitee ist in folgende drei Arbeitsgruppen gegliedert:
→ WG 1: Lieferkette von Holz und Holzprodukten
(Leitung: Deutschland)
→ WG 2: Messmethoden und Nachverfolgung
(Leitung: Frankreich)
→ WG 3: Nachhaltigkeitsaspekte
(Leitung: Schweden)


Nach den ersten beiden Plenarsitzungen, die als Webkonferenzen im März 2021 und November 2021 stattgefunden haben, besteht das folgende Arbeitsprogramm:

  • ISO/AWI TR 4083: Holz und Holz basierte Produkte – Übersicht zu Begriffen renewability, reusability, recoverability, recyclability, compostability, biodegradability and circularity – Terminologie und vorhandene Methodik (WG 3)
  • ISO/AWI 8347: Messverfahren im Zusammenhang mit der Lieferkette (CoC) in nativen tropischen Waldbewirtschaftungsgebieten (WG 2)
  • ISO/WD 133191-1: Holz und Holz basierte Produkte – Kohlenstoffbilanz – Teil 1: Rahmen für die Berechnung der Wertschöpfungskette (WG 3)
  • ISO/WD 133191-2: Holz und Holz basierte Produkte – Kohlenstoffbilanz – Teil 2: Waldbewirtschaftung (WG 3)
  • ISO/WD 133191-3: Holz und Holz basierte Produkte – Kohlenstoffbilanz – Teil 3: Berechnung der Verdrängungseffekte einschließlich Substitution (WG 3)


ISO/TC 287 greift mit seinem Arbeitsprogramm mehrere aktuelle Themen auf. Die fortschreitende Entwaldung in Ländern der Tropen und Subtropen verursacht mehr als 10 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen und hat bedeutende negative Auswirkungen auf die Umwelt, unter anderem durch den Verlust der Biodiversität. Nach einer Studie des WWF ist die europäische Union für etwa 17 Prozent der globalen Entwaldung verantwortlich, da sie Güter importiert, die auf ehemals bewaldeten Flächen angebaut werden. Als Mittel zur Bekämpfung der Entwaldung sollen daher sogenannte entwaldungsfreie Lieferketten eingeführt werden. ISO/TC 287 wird zur Nachverfolgung des Produktursprungs die Grundlagen für eine entsprechende Lieferkettenzertifizierung erarbeiten.


Ein anderes Thema mit dem sich ISO/TC 287 befasst, sind Kohlenstoffbilanzen entlang der Wald-Holz-Kette. Wälder binden durch ihr Wachstum atmosphärisches Kohlendioxid als Kohlenstoff im Holz. Sie wirken daher als natürliche Senke für Kohlenstoff und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität. ISO/TC 287 entwickelt Methoden zur Quantifizierung des durch Wälder gebundenen Kohlendioxids. Durch die Holzernte wird Kohlenstoff aus dem Wald entnommen, der in Holzprodukten weiterhin gebunden bleibt. Wälder stellen damit eine natürliche Pumpe dar, mit der Kohlendioxid langfristig aus der Atmosphäre entfernt und in Wäldern und Holzprodukten gespeichert werden kann. Gleichzeitig werden Emissionen vermieden, da Holzprodukte weniger Emissionen verursachen als funktionsgleiche Produkte aus nicht nachwachsenden Rohstoffen. ISO/TC 287 wird Methoden entwickeln, mit denen die Bindung von atmosphärischen Kohlendioxid über die Prozesskette Wälder und Holzprodukte quantifiziert werden kann. Waldbesitzer und holzverarbeitende Betriebe werden damit in die Lage versetzt, ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu quantifizieren und für einzelne Produkte auszuweisen.