Qualität ist messbar
Internationaler Erfolg braucht verlässliche Normen und Standards. Das hat der Messgerätespezialist Brabender aus Duisburg erkannt und engagiert sich deshalb seit Jahren in der Normung.

© Claus Langer
Der Laie staunt. Was haben Mehle und Kunststoffverbindungen (Polymere) gemeinsam? Der Experte erklärt: Beide werden gemischt, geknetet, mit Zusatzstoffen angereichert. Ihre Eigenschaften werden durch die sorgsame Zusammenstellung vieler Komponenten erreicht, sie werden temperiert und von der Viskosität hängt die Verarbeitbarkeit ab. Vor der Verarbeitung erfolgt die Analyse des Ausgangsmaterials, damit eine konstante Qualität im Prozess erreicht wird. Systeme von Brabender aus Duisburg sind für diese anspruchsvolle Aufgabe führend in der Welt der Getreide- und Kunststoffverarbeitung.
Brabender, mit Hauptsitz in Duisburg, entwickelt und fertigt seit mehr als 90 Jahren präzise Messgeräte für die Nahrungsmittel- sowie die Kunststoffindustrie – unterstützt von Niederlassungen in den USA und in Russland sowie von einem globalen Vertreternetzwerk. In Abhängigkeit der Messaufgabe kann zwischen Basisgeräten, die überwiegend drehmomentgestützte Messgrößen ermitteln, oder vollständigen Versuchsaufbauten aus einem Systembaukasten gewählt werden. Eine leistungsfähige Software übernimmt komplexe Rechen- und Darstellungsaufgaben und unterstützt den Anwender bei der Versuchsdurchführung oder der Mustererstellung.
Die Kunden werden bei ihren spezifischen Fragestellungen durch zwei Anwendungslabore und deren Know-how unterstützt. Enge Kooperationen mit Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie bilateralen Industrieprojekten stellen ein modernes, aber auch ein robustes und bewährtes Portfolio. Damit sowohl in der Chemie als auch bei Lebensmitteln immer beste Qualität das Resultat ist.
Qualität rund um Lebensmittel
In zahlreichen Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstituten und anderen Bildungs-einrichtungen rund um den Globus gehören Brabender-Geräte seit Jahren zur Standardausrüstung. Neben Familienunternehmen wie Kröner-Stärke oder die Wiesneth Mühle vertrauen auch Konzerne wie Barilla, die Good Mills Group oder Agrana Stärke auf Brabender. Und zum Thema Standard: In zahlreichen industriellen Normen wie ICC, AACC oder ISO werden Methoden vorgeschrieben, mit denen Brabender-Geräte wie der Farinograph, der Extensograph oder der Viscograph arbeiten. Geschäftsführer Dr.-Ing. David Szczesny: „Wer weiß, was ein Rohstoff zu leisten vermag, kann ihn optimal einsetzen und auf hohem Niveau verarbeiten.“ Markus Löns, Business Development Manager bei Brabender, ergänzt: „So schafft es die Mühlenindustrie, unabhängig von den klimatischen Bedingungen und dem Erntewetter eine gleichbleibende Qualität zu liefern. Die geernteten Rohstoffe werden dafür qualitativ mit Brabender-Laborgeräten analysiert, bewertet und dann gemäß den Anforderungen des Marktes und des Verwendungszweckes gemischt.“
Analysegeräte kommen überall dort zum Einsatz, wo Mehle, Stärken, Back-, Teig- und Süßwaren verarbeitet werden. Auch in der Papierindustrie, bei der Herstellung von Textilien oder chemischen Produkten und Kosmetika unterstützt die Bestimmung der Viskosität den reibungslosen Ablauf der Produktion. So kann im Wareneingang, in der Qualitätskontrolle, bei der Produktentwicklung, beim Optimieren von Rezepten und während der Produktion schnell und zuverlässig festgestellt werden, ob sich ein Rohstoff für die jeweilige Anwendung eignet. Auch neue Märkte hat David Szczesny im Visier: „Das Thema Tierfutter, speziell für die Aquakultur, bewegt vor allem die asiatischen Märkte. Darin steckt noch viel Potenzial für uns.“
In der Chemie: fachkundige Beratung zur Qualitätskontrolle
Auch als Partner der weltweiten Kunststoff-, Gummi- und Chemieindustrie bietet der Spezialist Einzel- und Modullösungen rund um Drehmoment-Rheometer, Messkneter und Laborextruder sowie Geräte für spezifische Messaufgaben. Leistungsfähige Analytik sorgt später in der Produktion für stabile Prozesse. Wie verhält sich das Produkt im Prozess, bei bestimmten Temperatur-, Drehzahl- oder Druckverhältnissen? Wie reagiert das Produkt in Verbindung mit anderen Materialien? Die Antworten liefert die Analytik aus Duisburg. Jessica Wiertz, Manager Application Labs bei Brabender: „So können typische Produkteigenschaften sowohl im Feststoff als auch im Schmelzezustand definiert und Produktunterschiede reproduzier- und wiederholbar differenziert werden. Produktionsextrusions- und auch Knetprozesse können im Labormaßstab simuliert und produktionsbedingte Störgrößen können identifiziert und abgestellt werden.“
Zudem ist der Mittelständler in puncto Digitalisierung vorne dabei. „MetaBridge“ lautet die Lösung, die Geräte im Labor vernetzt. Und in einer Wissensdatenbank sind alle Erkenntnisse der Versuchsreihen abrufbar dokumentiert. Szczesny: „Nur wenn wir an der Spitze der digitalen Transformation vorweggehen, sichern wir unsere Position.“ Er kennt aber noch eine andere Säule zur Zukunftssicherung.
Märkte erobern
Für David Szczesny ist das Engagement für Normen und Standards eine Grundlage für den internationalen Erfolg. Er betont: „80 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit dem Export. Da wollen wir mit dabei sein, wenn weltweit Standards in unseren sensiblen Geschäftsfeldern gesetzt werden.“ Experten aus Duisburg engagieren sich deshalb im NA 057-05-06 AA (Getreide und Getreideerzeugnisse sowie Stärke auch aus anderen Rohstoffen), dem Ausschuss rund um die Qualität von Getreide. Dort wird auch aktiv Networking und Erfahrungsaustausch betrieben. David Szczesny resümiert: „Wir dürfen unseren Vorsprung in der Normung nicht aus der Hand geben. Denn mit gemeinsamen Standards sichern wir unsere Zukunftsfähigkeit.“ Wie wichtig Normen und Standards sind, zeigt die Konsequenz im Umgang mit diesen. Nach einer Konsensentscheidung im Normenausschuss passte Brabender postwendend seine Produkte an die neuen Vorgaben an.