FOCUS.ICT: Potenziale durch Standards nutzen

2015-04-01

E-Health-Gesetz - Workshop bei DIN

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An die 50 Experten aus Verbänden, Unternehmen, Forschung und Lehre, Krankenversicherungen, Politik und Verwaltung kamen am 31. März 2015 zum DIN-Workshop „Digitale Kommunikation im Gesundheitswesen“ zusammen.

Dort wurde die Frage diskutiert, ob der Referentenentwurf zum Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (e-Health-Gesetz) den Durchbruch in Sachen Interoperabilität bringt. Im so genannten e-Health-Gesetz ist der Aufbau eines Interoperabilitätsverzeichnisses für technische und semantische Standards vorgesehen. Im Gesetz heißt es, „Interoperabilität ist eine zentrale Voraussetzung für die Nutzung der Chancen von IT im Gesundheitswesen.“ Mit einem Interoperabilitätsverzeichnis soll „erreicht werden, dass neue digitale Anwendungen vorhandene Standards und Profile nutzen können und weitere 'Insellösungen' vermieden werden.“

Der Workshop hat verdeutlicht, wie internationale Normen und Standards einen vergleichsweise kostengünstigen und schnellen Weg zu einer Telematik-Infrastruktur im deutschen Gesundheitswesen ebnen können. Auch damit sich deutsche Unternehmen im Bereich des Gesundheitswesens international behaupten können, ist es wichtig, dass der heimische Markt der Gesundheitstelematik auf solchen internationalen Normen und Standards aufbaut. Dr. Stefan Weisgerber, DIN, und Frau Prof. Dr. Sylvia Thun, Hochschule Niederrhein und Direktorin Competence Center eHealth, zeigten auf, wie die Normung und Standardisierung über internationale und nationale Gremien funktioniert und welchen Wert dieser konsensbasierte Ansatz für die Effektivität und Akzeptanz seiner Ergebnisse hat. Prof. Dr. Kai Rannenberg, Goethe-Universität Frankfurt, stellte dar, wie mit zunehmender Vernetzung auch die Komplexität im Bereich der IT-Sicherheit und des Datenschutzes steigt. Hier konnte anhand aktueller europäischer Projekte gezeigt werden, wie im Gesundheitswesen allgemeine Lösungen und Normen aus dem Bereich IT integriert werden können und wie wichtig sowohl der Austausch an Informationen als auch eine gemeinsame Kommunikation für eine effiziente Interoperabilität sind. Schließlich erläuterte Cord Wischhöfer, DIN Software, wie durch den Einsatz semantischer Suchalgorithmen in einer der weltweit größten Datenbanken zu Normen und Standards sowie daraus gespeisten Online-Portalen umfassende Informationen über Normen und Standards bereitgestellt werden können.

In einer lebhaften Diskussion bestand Einigkeit, dass Interoperabilität in der Gesundheitstelematik notwendig ist. Hierzu dienen vor allem internationale Normen und Standards. Das im Referentenentwurf vorgesehene Interoperabilitätsverzeichnis muss jedoch mehr sein als eine bloße Registrierung von Lösungen. Der Vorschlag von DIN, auf Basis einer Normungsroadmap transparent zu machen, welche Normen und Standards heute vorhanden sind und welchen Lücken ggf. noch bestehen, ist bei den Teilnehmern positiv aufgenommen worden. Diese Lücken sind, wo immer möglich, durch zu erstellende internationale Normen und Standards zu füllen.

Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass es von den Teilnehmern für sinnvoll erachtet wurde, die vorhandenen und weithin anerkannten Verfahren von DIN zur Erarbeitung von Normen und Standards auch für die Unterstützung von Interoperabilität im Gesundheitswesen zu nutzen und so die vorhandenen Synergiepotentiale auszuschöpfen. Die Etablierung einer singulären Standardisierungsinfrastruktur für die Gesundheitstelematik wurde dagegen als nicht zielführend angesehen. Insofern kann das Ergebnis als Appell an die Politik und das BMG gesehen werden, die entsprechenden Regelungen im aktuellen Referentenentwurf zu überdenken.